Der Winter hat unser Wetter noch fest im Griff, aber dennoch geht sie bald los, die aktive Bienensaison. Vor ein paar Tagen war es frühlingshaft, und die Bienen vollzogen ihren Reinigungsflug. Bei diesem kalten Wetter sind sie jedoch zurückgekehrt in die wärmende Wintertraube.
Wer mit der Imkerei in diesem Jahr beginnen möchte, der kann jetzt anfangen, sich vorzubereiten. Es macht sehr viel Sinn, sich bei den Sitzungen der örtlichen Imkervereine sehen zu lassen, um einen Bienenvater als Mentor zu finden. Am einfachsten ist es, wenn man jemanden findet, der einem ein paar Völker für eine Saison an den gewünschten Platz stellt. Bei Imkern sind neue Stellplätze für die Beuten immer willkommen und ab Ende März beginnt langsam die Zeit der Saison, in der man durch Völkerteilung und Ablegerbildung das Schwärmen starker Völker verhindert. In der Gastsaison kann man dann bequem und ohne großen finanziellen Aufwand feststellen, ob einem die Arbeit mit den Bienen liegt und ob man weiter machen möchte. Kauft also nicht einfach irgendwo anonym Beute und Volk für teures Geld, sondern schnuppert erstmal entspannt und betreut in die faszinierende Imkertätigkeit rein.
In Imkerkreisen sagt man gerne: “Vier Imker, fünf Meinungen”. So habe ich es auch erlebt in den zwei Jahren, die ich nun dabei bin. Gerne diskutieren und fachsimpeln die zumeist älteren Herren und Damen, schwelgen lebhaft in Erinnerungen und erzählen Anekdoten. Als Neuling kann das bisweilen verwirrend sein, so dass man gar nicht mehr weiss, was man machen soll. Wer dann noch im Netz und auf Youtube stöbert, kann sich angesichts der schnell zu findenden alternativen Imkereimethoden wie zum Beispiel die Bienenkiste, oder das Imkern in Trogbeuten (Top Bar Hive) vollends verwirren.
Ich habe inbesondere zum Thema Top Bar Hive etwas länger gestöbert und über eine ausgedehnte Onlinediskussion folgende Erkenntnisse gewonnen: Alles was man in einer Trogbeute machen kann, kann man, wenn man möchte, auch in einer Magazinbeute machen. Aber nicht umgekehrt. Wer also keine Rähmchen verwenden möchte, der kann einfach Träger mit Anfangsstreifen einhängen und sich am Naturwabenbau erfreuen. Umgekehrt geht es nicht. Man ist also flexibler, wenn man mit einer klassischen Magazinbeute anfängt. Zusätzlich dazu bekommt man sehr viel mehr Erfahrungen mitgeteilt, weil einfach sehr viel mehr Imker in Magazinbeuten Imkern, als in Trogbeuten oder Bienenkisten. Einem Neuling würde ich also immer dazu raten, mit der klassischen Methode anzufangen und dann, wenn man unbedingt möchte, später auf eine andere Betriebsweise umzusteigen.
Aus der umfangreichen Literatur, die im Handel verfügbar ist, würde ich genau ein Buch empfehlen, und zwar “Einfach Imkern” von Gerhardt Liebig. Er beschreibt eine Imkereimethode, die seine Fachpartnerin Pia Aumeier gerne etwas selbstironisch als “Betriebsweise für faule Imker” anpreist. Die beiden forschen seit geraumer Zeit nach wissenschaftlicher Methode an einer Betriebsweise, die möglichst einfach und simpel ist. Dabei überprüfen sie alle alten Imkerweisheiten mit zahlreichen Bienenvölkern auf Sinn und Tauglichkeit und entlarven gnadenlos die Dinge, die sie für sinnlos halten. Kein Wunder, dass die beiden in der alterlich gesetzten Imkerschaft stark polarisieren und nicht selten angefeindet werden. Wenn ich etwas aus Überzeugung und mit Glauben an die Wirksamkeit über Jahrzehnte betreibe und dann gesagt bekomme, das sei alles Quatsch, dann würde ich mich wahrscheinlich auch erstmal wehren. Frau Aumeier und Herr LIebig ficht das nicht an und sie vermitteln ihre Ereknntnisse mit einer gewissen Selbstsicherheit, die manch einer als arrogant und unangenehm empfindet.
Mir persönlich gefällt der Stil der beiden, so dass ich mit die für die Teilnehmer kostenlosen Workshops gerne anschaue wenn ich die Zeit dazu finde. Diese finden am Haus Düsse statt, sowie im Lottental nahe des Kemnader Stausees.
Als Online-Informationsquellen würde ich den Imkerbrief auf Apis e.V. sowie das Imkereiportal “Die Honigmacher” empfehlen. Insbesondere die Webseite der Honigmacher ist für Neulinge sehr gut strukturiert und gestattet dem Leser eine gute Vorbereitung auf den Honigschein, sofern man vorhat, einen zu machen. Notwendig ist dieser für den Verkauf von Honig nur dann, wenn man in den Gläsern des Deutschen Imkereibundes verkaufen dürfen möchte. Macht man den Schein nicht, dann darf man in eigenen Gläsern verkaufen, sofern man sich an die neun verschiedenen Gesetze hält, denen man als Inverkehrbringer eines Nahrungsmittels unterliegt. Da man sich also sowieso mit der Materie beschäftigen muss, kann man auch gleich den Schein machen, der Mehraufwand ist gering.
Sobald man soweit ist, dass man seine eigenen Beuten haben möchte, stellt sich die Frage nach Bauart und Wabenmaß. Hier hat derjenige Glück dessen Bienenvater einem verschiedene Systeme in den Garten gestellt hat, mit denen man hantieren durfte. Meine persönliche Empfehlung ist, wenig überraschend, die Einfachbeute nach Liebig. Mit offenem Gitterboden, ohne Falz, im Zandermaß. Die allermeisten älteren Imker empfehlen “Deutsch Normalmaß” und schwören drauf. Das Zandermaß hat ein wenig mehr Wabenfläche, so dass statt 12 Waben nur 10 Waben pro Zarge zum Einsatz kommen. Macht pro Zarge zwei Handgriffe weniger. Als Rähmchen machen die “mit langen Ohren und verstärktem Oberträger” Sinn. Die sind gut zu handhaben und mit dem etwas dickeren Oberträger etwas langlebiger, weil sie nicht so leicht brechen.
Wer nach dem Motto “Support your local dealer” lebt, der mag sich vielleicht das Angebot der Familie Assheuer anschauen, die in Bochum ansässig ist. Die haben die “Liebigbeute” im Angebot. Die Beuten sind immer schon vollständig mit Rähmchen bestückt. Das ist beim Preisvergleich zu berücksichtigen. Als Turbovariante bieten sie ab diesem Jahr die Liebigbeute aus japanischer Zeder an, die besonders langlebig und sehr leicht ist. Das ist natürlich zunächst mit einem spürbaren Aufpreis verbunden, macht sich aber voraussichtlich auf lange Sicht bezahlt, wenn man lange viel Spass it seinen Beuten hat. Das Gewicht ist nämlich wirklich nicht zu vernachlässigen. Eine volle Honigzarge kann schnell mal 20kg wiegen. Da ist man dann auf dem Weg zum Auto um jedes gesparte Gramm dankbar.
Als potentieller Neuling möchte man dann natürlich noch gerne wissen, was der ganze Spass kostet. Das ist nicht ganz so leicht zu beantworten, aber man benötigt über die Dauer doch eine Menge Geraffel, das zum Teil nicht wirklich billig ist. Für eine neue Beute muss man inklusive Rähmchen zwischen 120 und 150€ rechnen. Es ist immer dazu zu raten, eine Leerbeute in der Hinterhand zu haben. Manchmal braucht man einfach die Flexibilität und den zusätzlichen Platz. Dann sollte man definitiv eine taugliche Imkerbluse haben. Das entspannt enorm für die Tätigkeiten, bei denen man wirklich mal die Kiste komplett aufmachen und “rumrühren” muss. Spätestens wenn man in der unteren Zarge angekommen ist, wo sich die Flugbienen aufhalten, merkt man, dass sie so langsam die Lust verlieren und auf Angriff schalten. Eine zweite Imkerbluse für Gäste schadet nicht. Dann braucht man Stockmessel, Besen, Smoker. Bei den Smokern wird häufig der “große Dadantsmoker” empfohlen, der mit ca. 50€ auch ordentlich zu Buche schlägt. Das Ding taugt aber und geht nicht aus wenn er einmal gut entzündet ist. Als kostengünstigen Klon bietet Assheuer den “Ami Smoker” an. Aber bevor ihr alles neu kauft, fragt erstmal im Verein nach, ob nicht jemand Werkzeuge gebraucht abzugeben hat.
Viele ältere Imker haben eine eigene Schleuder, ganz wie es sich für diese Generation gehört. Bevor man nun hastig viel Geld für eine automatische Wendeschleuder aus Edelstahl ausgibt, sollte man vielleicht wenigstens ein bis zwei Runden bei einem Imkerkollegen die Schleuder belegen. Die erfahrenen Herren sind oftmals perfekt ausgestattet und haben dedizierte Honigräume mit Entdeckelungsgeschirr, Luftentfeuchter und allem Zipp und Zapp. Ich finde es irgendwie sinnvoller, wenn man jemanden findet, bei dem man schleudern darf und demjenigen einen Zehner hinterlässt, damit der seine Ausstattung refinanziert bekommt. Es macht Sinn zusammen zu arbeiten. Machen die Bienen doch auch.
Im Winter bereitet man die Rähmchen für die kommende Saison vor, indem man sie reinigt und Mittelwände einlötet. Die Trafos der Imkereibedarfshändler finde ich irgendwie zu teuer und unflexibel. Zum gleichen Preis bekommt man via Ebay ein Labornetzteil, das den Job genauso erfüllt. 150W, also z.b. 5 Volt bei 30 Ampere sollte das Gerät leisten können. Wer keins kaufen möchte, kann mit seinen Rähmchen und Wachswänden auch in den Chaostreff kommen, dort steht eins zur freien Benutzung. Über eine kleine Spende freut sich der Treff natürlich.
Wer also mit dem Gedanken gespielt hat, sich Bienen zuzulegen,– jetzt kommt die richtige Zeit. Wünsche viel Spass und viel Erfolg!
-rolf
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