Im Sommer 2021 wurde in Dortmund im öffentlichen Raum experimentiert. Die TRANSURBAN Residency hat durch künstlerische Interventionen einen Ort verändert und eingeladen, dabei mitzumachen.

Die TRANSURBAN Residency “BUILDING COMMON SPACES” zeigte zwischen dem 15. August und 12. September 2021 wie urban art und partizipative Stadtgestaltung zusammenkommen können. Zwischen den drei Stadtbezirken Huckarde, Innenstadt-West und -Nord ist unter der Mallinckrodtbrücke mit der tatkräftigen Unterstützung aus Zivilgesellschaft, Forschung und Kunst ein neuer Treffpunkt entstanden. Roberto Cuellars multifunktionale Skulptur, die “Bühne”, sowie weitere Interventionen Studierender der FH und tu Dortmund bilden den neuen Dortmunder DIY-Skatepark am südlichen Rand Huckardes.

Bautage sowie Musik- und Diskussionsveranstaltungen haben den bislang trostlos wirkenden Ort während der Residenzwochen zum Leben erweckt, neue Freundschaften sind entstanden. Dabei wurde am beliebten Emscherradweg auf die großen Dortmunder Transformationsprojekte Speicherstraße, Kokerei Hansa und Stahlwerk Union – die in direkter Nachbarschaft liegen – aufmerksam gemacht. Die Bürger:innen wurden vor Ort zu Prosument:innen der Stadt, also Produzent:in und Konsument:in in einem, und kamen aus der reinen Beobachtungs- und Kommentierungsfunktion heraus ins Machen. Auch konnten durch den neuen Treffpunkt Anregungen zur geplanten Emscherpromenade und zur Internationalen Gartenausstellung Metropole Ruhr 2027 bei den zuständigen Stellen eingebracht werden.

Da wir die Verstetigung bereits bei der Projektskizze im letzten Jahr mitgedacht haben, bildet das Ende der Residenz gleichzeitig den Anfang der weiteren bürgerschaftlichen Aneignung des Ortes. Die Skateboardinitiative Dortmund wird den Ort unter der Mallinckrodtbrücke in den kommenden Jahren mit vielen Interessierten weiterentwickeln und Zugänge, insbesondere zur Nordstadt, vereinfachen.

Urbane Kunst als Motor und Medium für urbane Aushandlungen

Durch die gemeinschaftlichen Entwicklung und Nutzung von öffentlichen Räumen kann man diese der Stadtgesellschaft bedarfsgerecht und niederschwellig zugänglich machen und dadurch eine Neubetrachtung initiieren. Hierbei spielt die Kunst eine entscheidende Rolle: Künstlerische Arbeiten, kreative Methoden und vielschichtige Betrachtungsebenen nehmen Menschen ganz anders mit als konventionelle Methoden der Wissenschaft und Planung. Hier passiert emotionaler Zugang und experimentelles Lernen vor Ort statt – wie in konventionellen, stadtplanerischen Methoden – verkopfte Auseinandersetzung in geschlossenen Räumen, vor der viele Menschen Angst oder Unlust verspüren.

Kunst ermöglicht durch Experimente im öffentlichen Raum eine spielerische Auseinandersetzung damit, was die Planung für die Menschen vor Ort konkret bedeutet und wie sie sich beteiligen können. Künstlerische Interventionen dienen als transformative Aktion, als Ausgangspunkt des Dialogs über Entwicklungen, schaffen Strukturen für Ko-Produktion und können raumspezifische städtebauliche Handlungspapiere passgenau inhaltlich ergänzen. Die Kunst bietet also eine Hilfestellung und Brücke zwischen dem Selbermachen von Stadt und herkömmlichen Planungsstrukturen und den damit einhergehenden Aushandlungsprozessen.

…und was hat Skaten mit Stadtentwicklung zu tun?

Skateboard fahren ist kein Trendsport sondern ein wichtiger Teil unserer Kultur geworden. Streetskating verändert die Wahrnehmung und Nutzung von Stadt. Stadtmobiliar wird angeeignet und neu interpretiert. Rebellische Akte und unmittelbare Körpererfahrungen verändern den öffentlichen Raum, schaffen sozialen Zusammenhalt. Kleine Interventionen bilden neue Treffpunkte, verursachen friedliche Lebendigkeit.

Das Skaten hat Impulse für die Möglichkeiten und Entwicklungsziele entlang der Emscher gesetzt und für Beteiligung und Kunst als Teil von Stadtentwicklung geworben. Skater:innen nutzen und produzieren Stadt selbst. Im Einklang mit den Regeln, gern auch darüber hinaus. Wie sie das tun, hat sich in der Vergangenheit immer wieder verändert. Neues kam hinzu, Altes blieb oder veränderte sich, sodass wir heute eine Vielfalt an Möglichkeiten zum Skaten in Städten vorfinden. Gerade DIY-Skateparks bauen auf aktive Gemeinschaften auf, die die Gestaltung ihres Umfeldes aktiv herbeiführen.

Wir plädieren deshalb dafür, Skaten als Kunst und Kunst als Teil von Stadtentwicklung ernst zu nehmen, um kommunikativ, integrierend und übergreifend öffentliche Räume zu nutzen. Und, um das offene, herzliche und bodenständige Miteinander weiter zu stärken, das in Dortmund gang und gäbe ist und warum alle Besucher:innen gerne wiederkommen. Wir empfinden die Verankerung dieser – mehr oder weniger – neuen informellen Beteiligungskultur des Do-it-Yourself als sinnvoll für die Stadtentwicklung der Zukunft.

 

Zum Hintergrund TRANSURBAN

TRANSURBAN vernetzt Städte, ihre Akteure und öffentlichen Räume mit und untereinander. Es regt an, den Möglichkeitsraum Stadt städteübergreifend zu betrachten, voneinander zu lernen und zu profitieren. Somit bezieht sich das „Trans“ nicht nur auf das „Über”schreiten von räumlichen, strukturellen oder formellen Grenzen, sondern auch auf das “Über”queren von Disziplinen. Denn das Programm verbindet eine Vielzahl an lokalen und internationalen Akteur*innen aus Kunst & Kultur, Forschung & Lehre sowie Verwaltung & Politik miteinander. Ziel ist es, gegenseitiges Verständnis im Umgang mit dem öffentlichen Raum zu fördern und Synergien in der Gestaltung von Stadtraum durch Kunst und Kultur zu generieren.

Die TRANSURBAN Residency wird das Potenzial öffentlicher und brachliegender Räume als Orte für Gemeinschaft, Begegnung und Austausch durch lokale und internationale Künstler*innen, Stadtforscher*innen sowie Stadtbewohner* innen und Studierende untersucht und erlebbar gemacht.

www.trans-urban.de

Kooperation & Förderung

Die TRANSURBAN Residency 2021 unter der Mallinckrodtbrücke gestaltete sich im Verbund mit einem vielfältigen Netzwerk bestehend aus Hochschulen und lokalen Initiativen. Hierzu zählten die Projektpartner die Urbanisten e.V. (Projektleitung Prozessraum Dortmund) und die Programmpartner Baukultur Nordrhein-Westfalen, FH Dortmund (Fachbereich Design, Studiengang Szenografie und Kommunikation sowie das interdisziplinäre Forschungsprojekt ARDEAS mit den Studiengängen Sozialwissenschaft, Architektur und Design), TU Dortmund (Studiengang Raumplanung), TH Köln (Studiengang Städtebau NRW) und die Skateboardinitiative Dortmund, ohne die das Projekt so nicht möglich gewesen wäre, sowie die Medienpartner coolibri, kultur.west und urbanana und die Locationpartner Emschergenossenschaft und Lippeverband an die unser großer Dank geht, da sie das Projekt ermöglicht haben.

TRANSURBAN Urban Art in NRW und der TRANSURBANE Kongress am 5.6./6.6.21 wurden gefördert durch das Förderprogramm Regionale Kulturpolitik des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Kulturbüro der Stadt Dortmund, dem Referat Kultur der Stadt Gelsenkirchen und der Bezirksvertretung Dortmund Innenstadt-West.

Die TRANSURBAN Residency in Gelsenkirchen und Dortmund wurde gefördert durch das Förderprogramm #heimatruhr des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Parallel, im TRANSURBAN Kontext laufende Projekte, die auf bevorstehende größere Transformationsorte aufmerksam gemacht, lokale Akteure und die Nachbarschaft einbezogen und neue Wege zur Emscher sichtbar gemacht haben, wurden gefördert durch die Bezirksvertretung Huckarde und die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord der Stadt Dortmund.

Presse und Veröffentlichungen

https://www.wirindortmund.de/dortmund/ein-skatebares-kunstwerk-134120
https://dringeblieben.de/videos/transurbaner-kongress-1
https://www.art-in.de/ausstellung.php?id=7699
https://www.nordstadtblogger.de/mit-kunst-zu-mehr-nachhaltigkeit-transurban-residency-findet-dieses-jahr-in-dortmund-und-gelsenkirchen-statt/
https://baukultur.nrw/projekte/transurban-residency-building-common-spaces/
https://baukultur.nrw/artikel/auftakt-von-transurban-building-common-spaces-kongress/
https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/video-dortmunds-skater-finden-eine-neue-bleibe-plus-1668401.html
https://www.dorstenerzeitung.de/dortmund-innenstadt/skatepark-am-wasser-selbstgebaute-rampen-im-einklang-mit-der-natur-w1668176-p-4000310273/
https://www.waltroper-zeitung.de/dortmund/mit-video-das-ist-dortmunds-neuester-skatepark-w1668401-11000059139/
https://www.kulturwest.de/inhalt/ortsnah/
https://dortmund-kreativ.de/2021/08/25/transurban-residency-dortmund/
https://www.creative.nrw.de/news/artikel/transurban-urban-art-in-nrw.html
https://www.fh-dortmund.de/news/spurensuche-unter-der-mallinckrodtbruecke.php
https://www.e-c-c-e.de/news-detail/transurban-building-common-spaces-phase-zwei-startet.html