Urbanisten gestalten „HSP-Tisch“ auf dem Nordwärts Bürgercafé am 14.11.16

Urbanisten gestalten „HSP-Tisch“ auf dem Nordwärts Bürgercafé am 14.11.16

Im „Hinterhof“ der Urbanisten wird zukünftig eine Menge passieren. Die Schließung des Hoesch Spundwand und Profile GmbH, kurz HSP, und die damit verbundene Schließung des Werks sind wahrscheinlich der Beginn eines langjährigen Stadtentwicklungsprozesses, der wahrscheinlich auch das Ende der 160 Jahre alten industriellen Nutzung des Geländes bedeutet. In seiner Geschichte trug das Werk, angefangen als Bergbau- und Hüttengesellschaft 1855, viele Jahre den Namen Union und wurde damit zum Namenspaten für das kürzlich erst im Rahmen des Stadtumbau benannte Unionviertel. Das Gelände des ehemaligen Stahlwerks wird seit diesem von HSP freigezogen. Die identitätsstiftende Fläche wird sich wandeln. Wohin, das tüfteln gerade der neue Eigentümer, die Thelen-Gruppe, und die Stadt Dortmund aus.

Wir Urbanisten sehen es als unsere Aufgabe an, diesen Prozess mitzugestalten und beteiligende kreative Stadtplanung in Dortmund am Beispiel des ehem. HSP-Gelände neu zu definieren. Stadtentwicklung ist auch immer eine emotionale Aufgabe. Die Industrieunternehmen und deren Mitarbeiter*innen sind Teil der Ruhrgebietsgeschichte, die die Kraft, die Dynamik und den Stolz der Region international sichtbar machten.

Wir möchten den Stadtentwicklungsprozess mit den Menschen im Quartier, dem neuen Eigentümer, möglichen Investoren und der Stadtverwaltung in den kommenden Jahren eng begleiten und mit kreativen Mitteln zur öffentlichen Diskussion aufrufen, um den Ort mit seiner Geschichte, seiner Identität und städtebaulichen Präsenz in den Fokus der Dortmunder zu legen und eine Entwicklung zu fördern, die sich an den Bedürfnissen und Stärken vor Ort orientiert.

Als Auftakt dieses Prozesses soll das Nordwärts-Bürgercafé am 14. November 2016 dienen. Hier werden wir in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung den Beteiligungsprozess mit den Menschen vor Ort starten. Das Bürgercafé soll informieren und erste Ideen sammeln, die Stimmung vor Ort erfassen. Wir Urbanisten möchten dies als Auftakt nehmen und eine Gruppe bilden, die sich zukünftig mit dem Thema stärker befasst und an einer gemeinsamen Vision für die Flächenentwicklung arbeitet. Unsere Ziel ist es, im Nachgang zum SEiSMiC Forum temporäre Zwischennutzungen und sukzessive Investitionen zu organisieren bzw. zu begleiten um die langfristige Transformation des Areals zu beeinflussen.

Unsere lokalen und internationalen Netzwerke aus Wissenschaft und Praxis möchten wir weiterhin in diesen Stadtentwicklungsprozess einbinden. Wir haben hier das Glück, am Anfang eines großen Umbauprozesses zu stehen und damit die Chance unsere Vision einer modernen Gesellschaft, in der die Bewohner*innen ihren Lebensraum eigenverantwortlich mitgestalten und ihre individuellen Ressourcen zusammenschließen: lokal, kreativ, lebendig.

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Stadtentwicklung zum Selbermachen – Urbanisten organisieren Arbeitstreffen des europäischen Forschungsprojekts SEiSMiC

Stadtentwicklung zum Selbermachen – Urbanisten organisieren Arbeitstreffen des europäischen Forschungsprojekts SEiSMiC

Hoesch/Huckarder Str. Dortmund

Am 21.-22. April 2016 findet ein SEiSMiC-Arbeitstreffen unter dem Titel „Urbane Möglichkeitsräume“ im Dortmunder Union Gewebehof statt. Eingeladen sind Experten des Do-it-Yourself der Stadtentwicklung, u.a. aus der Utopiastadt Wuppertal und der ZwischenZeitZentrale Bremen. Es geht am Beispiel des ehemaligen HSP-Geländes darum, wie Zivilgesellschaft aktiv Stadt mitgestalten kann und wie urbane Möglichkeitsräume innerhalb von Prozessen entstehen, sichtbar und genutzt werden können.

Die Urbanisten fordern grundsätzlich mehr Einfluss der Bürger*innen auf die Stadtgestaltung und haben in den letzten Jahren viele Aktivitäten dies bezüglich organisiert. Gemeinsam mit dem Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin und der Zukunftsakademie NRW mit Sitz in Bochum veranstalten die Urbanisten das Arbeitstreffen im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts SeiSMiC, indem es um realistische und utopische Sichtweisen, temporäre Interventionen und langfristige Transformationen geht. Am Ende sollen Interventionspunkte sichtbar werden, an denen Initiativen aktiv Einfluss auf Stadtentwicklungsprozesse nehmen können. Nicht nur in Dortmund an der HSP-Entwicklung, sondern auch in anderen Orten.

Die Urbanisten planen auf Grundlage der Ergebnisse im Herbst die öffentliche Diskussion um die Weiterentwicklung des HSP-Areals anzuregen und gemeinsam mit der Stadt Wege der bürgerschaftlichen Einflussnahme zu erarbeiten.

Hintergrund

IMG_3205Als am 23.12.2015 die letzte Schicht des Hoesch Spundwand und Profil Werks im Dortmunder Unionviertel endete, schloss sich auch gleichzeitig die über 100 jährige Geschichte der Stahlverarbeitung an diesem Standort. Diese begann einst mit der Dortmunder Union, nach welcher das ganze Viertel benannt wurde. Jetzt stellt sich die Frage: Was passiert nun mit diesem sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus emotionaler Sicht interessanten Areal? Welche Gebäude des ca. 45 Hektar großen Areals sind für die Zukunft erhaltenswert und neu nutzbar?

Hierbei ist zu sehen, wie die Zivilgesellschaft durch Verhandlungen oder über Interventionen bei der formalen Bauleitplanung Einfluss auf den privaten Eigentümer sowie die Stadt nehmen kann. Schließlich ist das Areal ein wichtiger Bestandteil des Dortmunder Unionviertel und räumlich sehr nah an der umliegenden Wohnbebauung gelegen. Somit sollten auch die direkt Betroffenen an der Entscheidungsfindung beteiligt werden, welche ansonsten oft im stillen Kämmerlein von statten geht.

Der Verein die Urbanisten – selbst im Union Gewerbehof in direkter Nachbarschaft des HSP-Areals ansässig – organisiert hierzu zusammen mit dem Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin und der Zukunftsakademie NRW ein Arbeitstreffen des EU-Projekts „SEiSMiC“ mit dem Titel: „Zwischen temporären Interventionen und dauerhaften Strukturen: Potenziale urbaner Möglichkeitsräume in der Stadt(raum)gestaltung“. Das SEiSMiC Projekt ist ins Lebens gerufen worden, um in der ganzen EU zivilgesellschaftliche Einflussnahme bei urbanen Problemen zu fördern und Netzwerke zu schaffen, damit sich Akteure untereinander austauschen und gegenseitig bestärken können. Dabei sollen Bürger auch von der Forschung profitieren und die Forschung von den Bürgern.

Diesem Credo folgend soll auch dieses Arbeitstreffen ein Forum der zivilgesellschaftlichen Selbsteinmischung in große Entwicklungsprojekte bieten, bei dem Experten ihre Erfahrungen teilen, um Handlungsstrategien zu entwerfen, wie man „Stadt selber machen kann“.

IMG_3178Als Experten eingeladen sind Franz Große-Kreul von der landeseigenen Gesellschaft NRW.URBAN, welche sich mit der Stadt- und Quartiersentwicklung beschäftigt um Innenpotenziale von Städten und Gemeinden in NRW zu stärken. Vertreter der ZwischenZeitZentrale Bremen sind als Experten für die Zwischennutzung von Brachflächen oder leer stehenden Gebäuden geladen. Experten des kitev (Kultur im Turm e.V.) unterhalten ein Labor für ausgefallenen Interventionen im Wasserturm des Oberhausener Hauptbahnhofs.

Als lokaler Experte wird Hans-Gerd Nottenbohm anwesend sein, welcher als Leiter des Union Gewerbehofs in direkter Nachbarschaft des HSP-Areals in dessen ehamaligen Verwaltungsgebäuden arbeitet, die in den 1980er Jahren besetzt und dann umgenutzt wurden. Ebenfalls beteiligt sind zwei Künstler des Dortmunder Kunstprojektes „Westpassage“ sowie Vertreter der „Utopiastadt“ – der Mirker Bahnhof in Wuppertal, welcher zum Raum für Kreative umgebaut wurde und wird. Natürlich werden aber auch die Urbanisten, als Experten für kleinteilige Prozesse, neuer Formen der Bürgerbeteiligung und innovative Nutzungen ihr Wissen einbringen. Die Ethnologen der Humboldt-Universität besitzen besondere Kenntnisse über soziale Innovationen aus dem Stadtteil für den Stadtteil, während die Zukunftsakademie NRW sich mit städtischem Raum als Ausgangspunkt für vielfältige künstlerische Lern- und Bildungsprozesse auseinander setzt. Von der Stadt Dortmund sind Vertreterinnen aus dem Bereich Stadterneuerung und des Projekts Nordwärts anwesend.

Bei diesem Arbeitstreffen dient das nahegelegene HSP-Areal als Fallbeispiel, anhand dessen realistische Zukunftsperspektiven sowie utopische Potenziale diskutiert und entwickelt werden sollen. Ziel des Arbeitstreffens ist es, anhand eines Zeitstrahls, welcher die temporären Nutzungen nach ihrer zeitlich gestaffelten Umsetzungsmöglichkeit – von kurzfristig über mittelfristig bis hin zu langfristig- ordnet, zu diskutieren, um schließlich Interventionspunkte im Stadt(raum)gestaltungsprozessen zu identifizieren. Die Erkenntnisse aus dem Arbeitstreffen wollen die Urbanisten dann in Zukunft als Grundlage nutzen, um aktiv an Entscheidungen über die Entwicklung des Areals teilzuhaben. Wünschenswert wäre es, wenn zusammen mit der Stadt und dem neuen noch unbekannten Eigentümer eine öffentliche Diskussion z.B. im Rahmen eines Bürgercafés über die Entwicklung des Areals geführt werden könnte.

Ablauf

IMG_3189Am Donnerstag dem 21. April 2016 beginnt das Forum um 14 Uhr in der Werkhalle des Union Gewerbehofs. Franz Große-Kreul von NRW.URBAN und Daniel Schnier aus der ZwischenZeitZentrale werden den inhaltlichen Auftakt gestalten. Jens Adam von der Humboldt-Universität organisatorisch. Ab 16 Uhr werden Hans-Gerd Nottenbohm vom Union Gewerbehof und Svenja Noltemeyer von den Urbanisten in das Fallbeispiel HSP einleiten. Unterstützt werden sie von Fotografien von Sabrina Richmann, Eisenhart Keimeyer und Marvin Krampe sowie einer Ortsbegehung mit Yvonne Johannsen und Vilim Brezina von den Urbanisten. Ab 18 Uhr werden wir uns in zwei Gruppen teilen: Die Realisten, die sich den planerischen Rahmenbedingungen befassen, und die Utopisten, die Gestaltungsmöglichkeiten erarbeiten. Ab 20 Uhr gehen wir zum gemeinsamen Abendessen ins Sissikingkong in der Dortmunder Nordstadt.

Am Freitag werden wir ab 9:30 Uhr die Ergebnisse der Realisten und Utopisten zusammenführen und uns danach in drei Arbeitsgruppen aufteilen: Temporäre Interventionen, organisiert von der Zukunftsakademie NRW und Utopiastadt Wuppertal, sukzessive Investitionen, organisiert von der Humboldt-Universität und langfristige Transformationen, organisiert von den Urbanisten. Ab 12 Uhr führen wir gemeinsam die Ergebnisse des Arbeitstreffens plastisch zusammen und lassen das Treffen in einem gemeinsamen Mittagessen von Vegamaxx im Union Gewerbehof enden.

www.seismicproject.eu

www.euroethno.hu-project.de

www.zaknrw.de

www.clownfisch.eu/utopia-stadt/

www.dieurbanisten.de

Kontakt: Svenja Noltemeyer, s.noltemeyer@dieurbanisten.de, 0231 330 17 401