momoCubes – ein modulares und mobiles Möbelsystem zum selber bauen
Bereits im Dezember 2020 starteten wir mit der Entwicklung des Bildungsangebotes momoCube im Auftrag der Wirtschaftsförderung Dortmund. Entstehen sollte eine Workshopreihe für Jugendlichen, mit der sowohl Räume in der Schule nach eigenen Bedürfnissen hochwertig, kreativ und nachhaltig gestaltet werden können, als auch praktische Erfahrungen im professionellen handwerklichen Arbeiten ermöglicht werden.
Gerade für Real- und Hauptschulabsolvent*innen besteht schon früh die Notwendigkeit der Entscheidung für eine Berufsausbildung. Genau da sollte die Workshopreihe ansetzen und authentische Einblicke in das Tischlerhandwerk bieten.
Mit Unterstützung durch den Fonds Nachhaltigkeitskultur des Ideenwettbewerbes “Kultur + Nachhaltigkeit = Heimat” vom Rat für nachhaltige Entwicklung haben wir 2021 das Bildungsangebot im Rahmen des Projektes StadtOase Schule weiterentwickelt und gemeinsam mit der Wilhelm-Busch-Reallschule erprobt. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Dortmund konnte das Angebot ebenfalls mit der Martin-Luther-King-Gesamtschule im Rahmen des Ausbildungspakt der Stadt Dortmund durchgeführt werden.
Entstanden ist eine Workshopreihe mit umfangreichen Lehr- und Lernmaterialien die zum SELBERMACHEN einladen – Los gehts!
Erfahrungsbericht 2021
Tag 1 – Ideenschmiede in den Schulen
Was ein momoCube alles kann und was an Möglichkeiten und Arbeitsschritten in ihm steckt wurde den Schüler*innen im Klassenraum von den Urbanisten Florian, Lars und Kevin anhand einer Präsentation und mitgebrachten Werkzeugen gezeigt. Zum Einstieg gab es dafür erst einmal ein Austausch über Möbel und deren Verwendung im Allgemeinen:
- Wer hat schon mal etwas selber gebaut?
- Wie lange behalten wir unsere Möbel im Durchschnitt?
- Wieviel Sperrmüll produzieren wir als Einzelpersonen in Deutschland im Jahr?
Gefolgt von einer Vorstellung des Möbelsystems und den Variationsmöglichkeiten, wurde selbst Hand angelegt. Ausgerüstet mit schnittfesten Handschuhen, Heißklebepistolen, glitzerndem Kleber und Cuttermessern wurden momoCubes als Prototypen aus Pappe im Maßstab 1:5 angefertigt und die einzelnen Bauteile kennengelernt. Spätestens jetzt wurde klar – ein momoCube allein ist zwar nett, aber eine ganze Hand voll ermöglicht ungeahnte Variationen. Als Gruppe machten sich die Schüler*innen daran verschiedene Konstellationen und Anordnungen zu erproben und sich in einen gemeinsamen Findungsprozess zu begeben.
Doch was brauchen die Schüler:innen eigentlich? Regale, in denen sich Bücher und Spiele verstauen lassen? Esstische zur gemeinsamen Stärkung in der Pause? Bänke zum ausgiebigen chillen oder doch mehrere kleine Tische und einzelne momoCubes zum flexiblen Einsatz, wenn mal verschiedene Freundesgruppen zur gleichen Zeit den Raum nutzen wollen? Die Antwort war klar: Natürlich von allem etwas. Nachdem sich die Schüler:Innen auf einen gemeinsamen Entwurf geeinigt hatten, wurde eine finale Stückliste der benötigten Materialien erstellt.
Tag 2 – Schleifen und vorbohren der Bauteile
Zuvor noch kleine momoCubes aus Pappe auf Schultischen zusammengewürfelt, staunten die Schüler*innen nicht schlecht, als sie eine Woche später die Urbanisten-Manufaktur betraten. In einer Werkstatt steht natürlich vielerlei Gerät rum, dass zuweilen nicht ganz ungefährlich ist – daher gilt bei uns immer: Safety First! Eine gründliche Werkstatteinweisung bei der Verwendung der verschiedenen Werkzeuge ist darum für alle obligatorisch. Nachdem das geklärt war, ging es direkt an die Arbeit!
In Zweierteams begaben sich die Schüler*innen an die Werkbänke und probierten sich in der Verwendung des Akkuschraubers aus. Für die meisten war das noch komplettes Neuland. Dabei galt es nicht nur auf den richtigen Winkel der Haltung zu achten, sondern auch auf den sensiblen Umgang mit dem Bohrsenker zu üben, damit sich die stylischen schwarzen Schrauben perfekt in die Oberfläche einfügen. Nach dieser konzentrierten Übungsphase, ging es an das Einzeichnen der Bohrlöcher mit Hilfe extra angefertigter Bohrschablonen.
Das Bohren der Löcher funktionierte dank der vorherigen Trockenübungen grandios und der Eifer den eigenen momoCube bestmöglich zusammenzubauen, machte sich in der Gruppe spürbar bemerkbar. Beim Schleifen der einzelnen Bauteile standen Flo, Lars und Kevin den Werkelnden immer wieder zur Seite um individuelle Tipps zu geben oder bei Unsicherheiten zu unterstützen. Gegenseitig wurden die Flächen befühlt und überprüft. Das Ergebnis des ersten Werkstatttages konnte sich sehen lassen. Alle Einzelteile waren vorgebohrt und geschliffen, so dass es am nächsten Workshoptag mit dem Zusammenbau und der Lackierung weitergehen konnte.
Tag 3 – Zusammenbau der momoCubes
Nach einer Einweisung durch die Workshopleiter wurden die vorbereiteten Einzelteile der momoCubes mit Leim, Schraubzwinge, Schrauben und Akkuschrauber zusammengefügt. Hierbei spielte Teamwork eine besonders große Rolle: Zu zweit wurden die Holzkanten mit Leim versehenen, einzelnen Teile bündig in Position gebracht und dann fixiert. Akkurates Arbeiten war hier das A und O! Doch mit kritischem Blick und gegenseitiger Hilfe war auch dieser Arbeitsschritt, wenn auch herausfordernd, nach einiger Zeit gemeistert.
Und siehe da: Nach einiger Zeit haben sich die verschiedenen Einzelteile zu wunderhübschen und stabilen Möbel verwandelt! Um das Holz auf eine lange Nutzbarkeit hin vorzubereiten sollte es mit einem speziellen wasserbasierten Holzlack bearbeitet werden. Doch dafür mussten zunächst noch einmal die Leimkannten geschliffen und gebrochen werden. Mit erfahrenem Blick wurde hier also wieder der Exzenterschleifer über das Holz geschwungen und anschließend letzte Feinarbeit mit dem Schleifblock geleistet.
Dank der super Gruppendynamik und dem aufmerksamen und konzentrierten Arbeiten, hat die erste Lackschicht es noch innerhalb des dritten Workshoptages auf jeden einzelnen Momo geschafft! Neben teilnehmenden Lehrkräften waren auch wir restlos von allen Teilnehmenden begeistert. Gemeinsam haben die Gruppen schon innerhalb weniger Stunden einen sicheren Umgang mit den Werkzeugen und den verschiedenen Arbeitsschritten gewonnen, dass die Freude über die neuen Fähigkeiten und die fast fertigen Momos deutlich in den Gesichtern der Schüler*innen zu sehen war. Besser geht es nicht!
Tag 4 – Lackieren der Bauteile
Am vierten Tag des gemeinsamen Werkelns hieß es nun für alle Teilnehmenden: Endspurt! Nachdem in der vorherigen Woche auf alle Elemente die erste Schicht des wasserbasierten Lacks aufgetragen wurde, musste nun ein Zwischenschliff vorgenommen werden. Dafür wurden die Exzenterschleifer mit sicherer Hand geführt. Nachdem dann die zweite Lackschicht aufgebracht war, galt es sich in den letzten Stunden um die verschiedenen Zusatzmodule zu kümmern. So wurden kleine und große Tischplatten sowie Bankauflagen gemäß den nun verinnerlichten Arbeitsschritten bearbeitet.
Routiniert organisierten die Teilnehmenden gemeinsam diesen Abschnitt, verteilten Arbeitsplätze zum Schleifen und Lackieren und kümmerten sich um die reibungslose Fertigung aller Teile. Die Freude war groß als schließlich alle Teile fertig waren und Stille nach dem Schleifmarathon einkehrte. Mit großer Erwartung auf die Endmontage in der nächsten Woche verabschiedeten sich die Schüler*innen von den Räumen der Werkstatt. Natürlich mit der Einladung von uns, gerne wieder zu kommen um sich z.B. an Tagen der Offenen Werkstatt eigenen Projekten zu widmen. Schließlich haben alle Teilnehmenden nun intensive Einführungen in verschiedene Werkzeuge und Maschinen erhalten und das Arbeiten in der Urbanisten-Manufaktur grundlegend erlernt.
Tag 5 – Aufbau, Endmontage und Abschluss in der Schule
Den Transporter voller momoCubes, Handwerkzeugen und Verbindungsschrauben, machten wir uns am letzten Workshoptag noch einmal auf den Weg zu den Schulen. Gemeinsam wurde vor Ort das kostbare Gut ausgeladen und zunächst geklärt welche Elemente am Ende auf dem Boden stehen werden. Diese wurden dann mit Gummifüßen ausgestattet. Da der Akkuschrauber mittlerweile von allen Schüler*innen unglaublich geschickt eingesetzt wurde, geschah dies ebenso schnell wie fehlerfrei. Nun galt es die verschiedenen Elemente zusammenzufügen. Dazu hielten wir uns an den am ersten Workshoptag entstandenen Entwurf und verschraubten die momoCubes und entsprechenden Zusatzelemente miteinander. So entstand nach und nach aus den einzelnen Elementen erstmals die eigene Möbellandschaft.
Begeistert vom Endergebnis wurde direkt platzgenommen und probegesessen. Das war für uns der wunderbare Moment allen für ihr Engagement und die tolle Arbeit zu danken. Um die Leistung aller Teilnehmenden feierlich zu würdigen, haben wir ein Urbanisten-Diplom als Teilnahmebescheinigung ausgehändigt, welches davon zeugt, dass spezielle Kenntnisse im Umgang mit Werkzeugen, Maschinen und unserer Holzwerkstatt gewonnen wurden. Mit breitem grinsen und begleitet von Applaus war das für alle ein besonders schöner Abschluss der Workshopreihe.
Zum krönenden Finale wurde noch ein letztes Mal Hand angelegt. Die Wilhelm-Busch-Realschule präsentierte ihre Möbelländschaft stolz in der Aula der Schule der gesamten Lehrer*innenkonferenz und ernteten noch einmal einen dicken Applaus. An der Martin-Luther-King Gesamtschule wurden die Möbel im Speisesaal der Schule aufgebaut und voller Enthusiasmus der Schulleitung gezeigt. Dort können in Zukunft hoffentlich viele die neuen Möbel nutzen – “aber bitte schön vorsichtig, die Möbel sind selbst gebaut”.
Das Ergebnis ist nicht nur eine tolle Möbellandschaften, sondern vor allem ein umfassender Lerngewinn für die Teilnehmenden. Ein voller Erfolg der unsere Erwartungen sogar übertroffen hat und davon zeugt das dieses Angebot für viele Schulen und Partner*innen ein vielversprechendes Beteiligungsprojekt ist. Für Fragen oder Hilfestellungen stehe wir jederzeit zur Verfügung und würden uns freuen wenn schon bald an vielen Orten Dortmund momoCubes aufzufinden sind!
Credits
- Produktdesign & Illustration: Nicole Sivakumaran
- Konstruktion & Prototyping: Florian Artmann, Lars Volmerg, Nicole Sivakumaran
- Entwicklung des Bildungsangebotes: Florian Artmann, Lars Volmerg, Kevin Polk
- Autoren: Florian Artmann, Kevin Polk
- Gestaltung & Layout: Stephanie Schotte – www.tamioe.de
- Videoproduktion & Fotos: Luisa Gehnen
- Urheberrecht: Alle Rechte liegen bei die Urbanisten e.V.
Weitere Informationen finden sich hier:
Mit freundlicher Unterstützung
Im Auftrag der Wirtschaftsförderung Dortmund haben wir die Grundidee für diesen Workshop 2020 entwickelt. Im Rahmen des Projekts StadtOase Schule haben wir das Workshopkonzept 2021 weiterentwickelt. Gefördert wurde das Projekt SchulOasen durch den Ideenwettbewerbes „Kultur + Nachhaltigkeit = Heimat“ des Fonds Nachhaltigkeitskultur vom Rat für nachhaltige Entwicklung.
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