Rückblick auf die TRANSURBAN Residency in Dortmund

Rückblick auf die TRANSURBAN Residency in Dortmund

Im Sommer 2021 wurde in Dortmund im öffentlichen Raum experimentiert. Die TRANSURBAN Residency hat durch künstlerische Interventionen einen Ort verändert und eingeladen, dabei mitzumachen.

Die TRANSURBAN Residency “BUILDING COMMON SPACES” zeigte zwischen dem 15. August und 12. September 2021 wie urban art und partizipative Stadtgestaltung zusammenkommen können. Zwischen den drei Stadtbezirken Huckarde, Innenstadt-West und -Nord ist unter der Mallinckrodtbrücke mit der tatkräftigen Unterstützung aus Zivilgesellschaft, Forschung und Kunst ein neuer Treffpunkt entstanden. Roberto Cuellars multifunktionale Skulptur, die “Bühne”, sowie weitere Interventionen Studierender der FH und tu Dortmund bilden den neuen Dortmunder DIY-Skatepark am südlichen Rand Huckardes.

Bautage sowie Musik- und Diskussionsveranstaltungen haben den bislang trostlos wirkenden Ort während der Residenzwochen zum Leben erweckt, neue Freundschaften sind entstanden. Dabei wurde am beliebten Emscherradweg auf die großen Dortmunder Transformationsprojekte Speicherstraße, Kokerei Hansa und Stahlwerk Union – die in direkter Nachbarschaft liegen – aufmerksam gemacht. Die Bürger:innen wurden vor Ort zu Prosument:innen der Stadt, also Produzent:in und Konsument:in in einem, und kamen aus der reinen Beobachtungs- und Kommentierungsfunktion heraus ins Machen. Auch konnten durch den neuen Treffpunkt Anregungen zur geplanten Emscherpromenade und zur Internationalen Gartenausstellung Metropole Ruhr 2027 bei den zuständigen Stellen eingebracht werden.

Da wir die Verstetigung bereits bei der Projektskizze im letzten Jahr mitgedacht haben, bildet das Ende der Residenz gleichzeitig den Anfang der weiteren bürgerschaftlichen Aneignung des Ortes. Die Skateboardinitiative Dortmund wird den Ort unter der Mallinckrodtbrücke in den kommenden Jahren mit vielen Interessierten weiterentwickeln und Zugänge, insbesondere zur Nordstadt, vereinfachen.

Urbane Kunst als Motor und Medium für urbane Aushandlungen

Durch die gemeinschaftlichen Entwicklung und Nutzung von öffentlichen Räumen kann man diese der Stadtgesellschaft bedarfsgerecht und niederschwellig zugänglich machen und dadurch eine Neubetrachtung initiieren. Hierbei spielt die Kunst eine entscheidende Rolle: Künstlerische Arbeiten, kreative Methoden und vielschichtige Betrachtungsebenen nehmen Menschen ganz anders mit als konventionelle Methoden der Wissenschaft und Planung. Hier passiert emotionaler Zugang und experimentelles Lernen vor Ort statt – wie in konventionellen, stadtplanerischen Methoden – verkopfte Auseinandersetzung in geschlossenen Räumen, vor der viele Menschen Angst oder Unlust verspüren.

Kunst ermöglicht durch Experimente im öffentlichen Raum eine spielerische Auseinandersetzung damit, was die Planung für die Menschen vor Ort konkret bedeutet und wie sie sich beteiligen können. Künstlerische Interventionen dienen als transformative Aktion, als Ausgangspunkt des Dialogs über Entwicklungen, schaffen Strukturen für Ko-Produktion und können raumspezifische städtebauliche Handlungspapiere passgenau inhaltlich ergänzen. Die Kunst bietet also eine Hilfestellung und Brücke zwischen dem Selbermachen von Stadt und herkömmlichen Planungsstrukturen und den damit einhergehenden Aushandlungsprozessen.

…und was hat Skaten mit Stadtentwicklung zu tun?

Skateboard fahren ist kein Trendsport sondern ein wichtiger Teil unserer Kultur geworden. Streetskating verändert die Wahrnehmung und Nutzung von Stadt. Stadtmobiliar wird angeeignet und neu interpretiert. Rebellische Akte und unmittelbare Körpererfahrungen verändern den öffentlichen Raum, schaffen sozialen Zusammenhalt. Kleine Interventionen bilden neue Treffpunkte, verursachen friedliche Lebendigkeit.

Das Skaten hat Impulse für die Möglichkeiten und Entwicklungsziele entlang der Emscher gesetzt und für Beteiligung und Kunst als Teil von Stadtentwicklung geworben. Skater:innen nutzen und produzieren Stadt selbst. Im Einklang mit den Regeln, gern auch darüber hinaus. Wie sie das tun, hat sich in der Vergangenheit immer wieder verändert. Neues kam hinzu, Altes blieb oder veränderte sich, sodass wir heute eine Vielfalt an Möglichkeiten zum Skaten in Städten vorfinden. Gerade DIY-Skateparks bauen auf aktive Gemeinschaften auf, die die Gestaltung ihres Umfeldes aktiv herbeiführen.

Wir plädieren deshalb dafür, Skaten als Kunst und Kunst als Teil von Stadtentwicklung ernst zu nehmen, um kommunikativ, integrierend und übergreifend öffentliche Räume zu nutzen. Und, um das offene, herzliche und bodenständige Miteinander weiter zu stärken, das in Dortmund gang und gäbe ist und warum alle Besucher:innen gerne wiederkommen. Wir empfinden die Verankerung dieser – mehr oder weniger – neuen informellen Beteiligungskultur des Do-it-Yourself als sinnvoll für die Stadtentwicklung der Zukunft.

 

Zum Hintergrund TRANSURBAN

TRANSURBAN vernetzt Städte, ihre Akteure und öffentlichen Räume mit und untereinander. Es regt an, den Möglichkeitsraum Stadt städteübergreifend zu betrachten, voneinander zu lernen und zu profitieren. Somit bezieht sich das „Trans“ nicht nur auf das „Über”schreiten von räumlichen, strukturellen oder formellen Grenzen, sondern auch auf das “Über”queren von Disziplinen. Denn das Programm verbindet eine Vielzahl an lokalen und internationalen Akteur*innen aus Kunst & Kultur, Forschung & Lehre sowie Verwaltung & Politik miteinander. Ziel ist es, gegenseitiges Verständnis im Umgang mit dem öffentlichen Raum zu fördern und Synergien in der Gestaltung von Stadtraum durch Kunst und Kultur zu generieren.

Die TRANSURBAN Residency wird das Potenzial öffentlicher und brachliegender Räume als Orte für Gemeinschaft, Begegnung und Austausch durch lokale und internationale Künstler*innen, Stadtforscher*innen sowie Stadtbewohner* innen und Studierende untersucht und erlebbar gemacht.

www.trans-urban.de

Kooperation & Förderung

Die TRANSURBAN Residency 2021 unter der Mallinckrodtbrücke gestaltete sich im Verbund mit einem vielfältigen Netzwerk bestehend aus Hochschulen und lokalen Initiativen. Hierzu zählten die Projektpartner die Urbanisten e.V. (Projektleitung Prozessraum Dortmund) und die Programmpartner Baukultur Nordrhein-Westfalen, FH Dortmund (Fachbereich Design, Studiengang Szenografie und Kommunikation sowie das interdisziplinäre Forschungsprojekt ARDEAS mit den Studiengängen Sozialwissenschaft, Architektur und Design), TU Dortmund (Studiengang Raumplanung), TH Köln (Studiengang Städtebau NRW) und die Skateboardinitiative Dortmund, ohne die das Projekt so nicht möglich gewesen wäre, sowie die Medienpartner coolibri, kultur.west und urbanana und die Locationpartner Emschergenossenschaft und Lippeverband an die unser großer Dank geht, da sie das Projekt ermöglicht haben.

TRANSURBAN Urban Art in NRW und der TRANSURBANE Kongress am 5.6./6.6.21 wurden gefördert durch das Förderprogramm Regionale Kulturpolitik des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Kulturbüro der Stadt Dortmund, dem Referat Kultur der Stadt Gelsenkirchen und der Bezirksvertretung Dortmund Innenstadt-West.

Die TRANSURBAN Residency in Gelsenkirchen und Dortmund wurde gefördert durch das Förderprogramm #heimatruhr des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Parallel, im TRANSURBAN Kontext laufende Projekte, die auf bevorstehende größere Transformationsorte aufmerksam gemacht, lokale Akteure und die Nachbarschaft einbezogen und neue Wege zur Emscher sichtbar gemacht haben, wurden gefördert durch die Bezirksvertretung Huckarde und die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord der Stadt Dortmund.

Presse und Veröffentlichungen

https://www.wirindortmund.de/dortmund/ein-skatebares-kunstwerk-134120
https://dringeblieben.de/videos/transurbaner-kongress-1
https://www.art-in.de/ausstellung.php?id=7699
https://www.nordstadtblogger.de/mit-kunst-zu-mehr-nachhaltigkeit-transurban-residency-findet-dieses-jahr-in-dortmund-und-gelsenkirchen-statt/
https://baukultur.nrw/projekte/transurban-residency-building-common-spaces/
https://baukultur.nrw/artikel/auftakt-von-transurban-building-common-spaces-kongress/
https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/video-dortmunds-skater-finden-eine-neue-bleibe-plus-1668401.html
https://www.dorstenerzeitung.de/dortmund-innenstadt/skatepark-am-wasser-selbstgebaute-rampen-im-einklang-mit-der-natur-w1668176-p-4000310273/
https://www.waltroper-zeitung.de/dortmund/mit-video-das-ist-dortmunds-neuester-skatepark-w1668401-11000059139/
https://www.kulturwest.de/inhalt/ortsnah/
https://dortmund-kreativ.de/2021/08/25/transurban-residency-dortmund/
https://www.creative.nrw.de/news/artikel/transurban-urban-art-in-nrw.html
https://www.fh-dortmund.de/news/spurensuche-unter-der-mallinckrodtbruecke.php
https://www.e-c-c-e.de/news-detail/transurban-building-common-spaces-phase-zwei-startet.html

 

 

 

WatCraft-Zwischennutzung in Wattenscheid eröffnet am 16. Februar

WatCraft-Zwischennutzung in Wattenscheid eröffnet am 16. Februar

Im Forschungsprojekt UrbaneProduktion.Ruhr sind wir Urbanisten unter Anderem für die Beteiligungsangebote in den Reallaboren zuständig. Unsere Idee war von Anfang an, die betreffenden Themen wie Nachhaltigkeit, Stadt der kurzen Wege, Ökonomische Teilhabe, Selbstwirksamkeit, Selbermachen nicht nur theoretisch zu analysieren, sondern mit den Menschen vor Ort zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Nachdem wir sehr guten Nährboden in Bochum-Langendreer vorgefunden hatten (dort haben wir eine leerstehende Kirche zum “LutherLAB” umgewandelt), gestaltete sich die Suche nach ähnlich geeigneten Immobilien in Wattenscheid schwieriger: Die Deutsche Bahn hatte keine großes Interesse, den heruntergekommenen Bahnhof in Wattenscheid mit unserer Hilfe neu zu beleben. Auch die Gespräche über die Nachnutzung einer zeitweise leerstehenden Gastronomie in der Hochstraße konnten leider nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Umso glücklicher sind wir nun, einen anderen Leerstand, nämlich die Hochstraße 72, bis Ende Mai mit einem Workshop- und Vortragsprogramm nutzen zu können.

Neben einem inhaltlichen Schwerpunkt in der Vernetzung von Gewerbetreibenden möchten wir die Wattenscheider Bürgerinnen und Bürger dazu anregen, alltägliche Gebrauchsgegenstände und -Produkte selbst herzustellen. Wir blicken dazu auf unsere eigenen, umfangreichen Erfahrungen zurück und sammeln weitere Anregungen aus Literatur und Internet. Ganz besonders wollen wir aber von den Wattenscheidern mehr über ihre Lieblingsprodukte erfahren und herausfinden, welche Bedarfe in Zukunft möglicherweise vor Ort gedeckt werden können.

Außerdem wird es zahlreiche Workshops von Menschen aus unserem Netzwerk geben: So wird beispielsweise wieder ein Upcycling-Kurs von Tanz auf Ruinen angeboten, Eltingmöbel laden zum Gemeinsamen Schrauben ein, die Dezentrale erklärt die Pilzzucht, wir bauen EVA-Lampen… und noch viel mehr. Du bist herzlich eingeladen, dich an den Aktivitäten in Wattenscheid zu beteiligen! Check doch mal die neue Projektseite von WatCraft aus.

Reallabor zu urbaner Produktion geplant

Reallabor zu urbaner Produktion geplant

Die Urbanisten haben zusammen mit dem Union Gewerbehof und dem Fraunhofer Institut UMSICHT im April 2018 am letztmaligen Landeswettbewerb CreateMedia.NRW mit einem Projektvorschlag teilgenommen. Und das mit vollem Erfolg: Unter 46 eingereichten Projekten aus der Kreativwirtschaft gab es für „LUZI“ eine klare Förderempfehlung!

LUZI steht für „Labor für urbane Zukunftsfragen und Innovationen“. In diesem Projekt soll in einem kreativen Umfeld interdisziplinär und empirisch untersucht werden, wie und mit welchen Zielgruppen ein Maker Space oder FabLab nachhaltig wirksam aufgebaut und betrieben werden kann. Über das Projekt hinaus sollen im Kreativ.Quartier Unionviertel Menschen, die in unterschiedlichen Berufen zuhause sind, kooperativ neue Ideen, Produkte und Dienstleistungen entwickeln können.

Im Union Gewerbehof werden dazu Nutzungsmöglichkeiten von Maschinen, Technik, Werkzeugen und Wissen mit Ideen von Unternehmen, Studierenden und Bürgerschaft branchenübergreifend zusammengebracht. Die Werkhalle des Union Gewerbehof dient dabei als Treffpunkt zum gemeinsamen Entwickeln. Organisierter Austausch, Bildungsangebote und Einfach-mal-Ausprobieren im Reallabor befördern spannende Innovationen, so das Credo.

Das Projekt LUZI erforscht, welche Bedingungen es braucht, um neue kreative, soziale, ökologische Ideen in konkrete Unternehmenskonzepte zu überführen sowie Güter und Weiterbildungsthemen kooperativ vor Ort zu erzeugen.

Die Besonderheit des Vorhabens (2019-2022) ergibt sich aus dem gewachsenen Umfeld und Netzwerk der Urbanisten, der Dezentrale des Fraunhofer UMSICHT und des Union Gewerbehofs, in dem unterschiedliche Firmen aus der Kreativwirtschaft mit ihren Büros, Werkstätten und Ateliers ansässig sind.

Stadtplanung für Dummies – Ein gelungener Spaziergang durchs Unionviertel!

Stadtplanung für Dummies – Ein gelungener Spaziergang durchs Unionviertel!

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Das Wetter war auf unserer Seite! Eine sympathische und wanderlustige Gruppe folgte munter meiner Route durchs Quartier, ich als „Reiseführerin“ hatte sehr viel Spaß!! In den drei Stunden haben wir einige Kilometer per pedes zurückgelegt….Na gut – zugegebenermaßen – eine kleine Strecke haben wir dann doch mit der U-Bahn überwunden.

Gestartet ist die Gruppe in der Adlerstraße 83 im Hinterhof des KOBI. Natürlich wollte ich zunächst erfahren woher die neun Teilnehmenden kommen, und war durchaus überrascht, dass drei Gäste tatsächlich aus Düsseldorf, Essen und Werne angereist sind!? Der Hammer! Umso größer mein Anspruch, den Gästen einen tollen Abend im Quartier zu gestalten.

Die Stadtteilerkundung hat einen bunten Einblick in das Unionviertel gegeben, ein Viertel, das seit Jahren einem ständigen Wandel und Interventionen unterliegt. Die Veränderungen sind teils so rasend, dass selbst ich bei der einen oder anderen Neueröffnung ehemals leerstehender Ladenlokale staunte. Das Pop-Up Studio und Tapir-Media auf der Rheinischen Straße lagen dabei auf unserem Weg. Die neuen Nachbarn lieferten Antworten auf  die Frage, was es bedeutet, sich als Kreativschaffende selbstständig zu machen.

Hut ab vor den Jungs und Mädels, sich sich trauen, eine Geschäftsidee zu verwirklichen, die nicht nur wirtschaftlich profitabel ist, sondern gleichzeitig auch noch einen soziokulturellen Mehrwert für das Quartier schafft! Das Ganze ist in Zusammenarbeit mit der Stadtteilgenossenschaft InWest eG als temporärem Vermieter dieser Immobilien realisiert worden, und hat Modellcharakter für eine Stadtteilentwicklung der Zukunft.

Ich könnte noch ewig berichten von den vielen kleinen und großen Veränderungen im Quartier, doch dafür ist in der nächsten Stadtteilerkundung noch genug Zeit. Mein persönliches Highlight des ersten Kurzseminars war der gemütliche Abschluss im Hofcafé des Union Gewerbehofs, wo die Teilnehmenden bei Suppe und Getränk intensive Gespräche führten, und dem Seminar damit eine ganz persönliche Note gaben. Danke dafür!

Ich freue mich schon auf die nächste Tour!

Eure Yvonne

 

Seid dabei, wenn es am 1. Oktober 2015 wieder heißt:

Stadtentwicklung für Dummies!

Start: 18 Uhr (KOBI, Adlerstraße 83), Ende der Tour gegen 21 Uhr mit Ausklang im Hofcafé.
Kostenbeitrag 22 Euro. Um Anmeldung wird gebeten.
Weitere Informationen und Anmeldungen bitte unter www.kobi.de
Seminar „Unionviertel – Die Lebenswelt vor der Haustür“ // Kurs-Nr.: kb3802155
Bei Fragen kontaktieren Sie Jennifer Petroll (petroll@kobi.de) oder Yvonne Johannsen (y.johannsen@dieurbanisten.de)

Workshop "Leerstand" mit dem SEK

Workshop "Leerstand" mit dem SEK

Die Bochumer Straße im Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf ist stark geprägt von Leerständen. Der Strukturwandel macht dem Viertel in wirtschaftlicher und zunehmend auch in städtebaulicher Hinsicht zu schaffen. Man wird den Eindruck nicht los, dass die BewohnerInnen, die es sich leisten konnten, die Gegend verlassen haben und der Rest? „Wo sind die eigentlich?“ fragt sich eine Workshopteilnehmerin.

Das negative Image des Viertels am Wissenschaftspark führt dazu, dass die vielen Eigentümer nicht mehr in ihre Immobilien investieren und die Gebäude leer stehen bzw. leer fallen. Die Instrumente des seit 2002 tätigen Quartiersmanagements scheinen ebenfalls die Entwicklung nicht eindämmen zu können, geschweige denn umzukehren. Was bleibt ist viel Potenzial, das in der zentralen Lage in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof ungenutzt wartet.

Die Theatergruppe Senioreneinsatzkommando, kurz SEK, die vom Consol Theater Gelsenkirchen betreut wird, wünschte sich eine Auseinandersetzung mit dem Thema Leerstand, um so durch Ideen und künstlerische Aktionen das Quartier kennen zu lernen. Aus diesem Anlass schlug man gemeinsam mit den Urbanisten vom 12. bis 15. Juni die Zelte in einem leerstehenden Restaurant in der Bochumer Straße auf. In einem drei-tägigen Workshop und anschließender Präsentation spazierten wir mit dem SEK durch die Bochumer Straße, sammelten Eindrücke über den öffentlichen Raum, befragten BewohnerInnen, besuchten das Stadtteilbüro und diskutierten heiß über eine vermeintlich sinnvolle Art einer urbanen Intervention.

Herausgekommen ist eine Mischung aus künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum und Mitmachaktionen. Die Schaufenster eines ehemaligen Gemeindehauses wurden in Bühnen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft transformiert und künstlerisch inszeniert. Darüber hinaus wurden rote Rahmen als Signal für Lieblingsorte in der Bochumer Straße an Passanten verteilt. Ein anderer Teil der Gruppe war handwerklich tätig und initiierte eine Möblierung und Begrünung für das Viertel. Vertikale Gärten aus Paletten sowie eine „lebende Bank“ zieren nun die Bochumer Straße. Den Abschluss des Workshops bildete eine Präsentation am Samstag. Alle interessierten BewohnerInnen waren geladen, bei selbstgebackenem Stockbrot gemeinsamen zu gärtnern, die Installationen zu erleben und sich über ihr Quartier auszutauschen.

Durch solche Aktionen mag nur ein kleiner Impuls entstehen, dennoch richten sich die Scheinwerfer so auf Orte, die ansonsten vielleicht in Vergessenheit zu geraten drohen. Bemerkenswert sind die hohe Aufmerksamkeit und der großen Tatendrang, die uns in den vier Tagen im Quartier entgegengebracht wurden. Nicht nur das architektonische Potential sticht besonders heraus, sondern vor allem auch das Interesse und die Kraft der BewohnerInnen, die dieses besondere Viertel beleben.

Leerstand im Fokus

Leerstand im Fokus

Der Leerstandsmelder Dortmund ist nun seit August 2012 online und hat seitdem über hundert Leerstände markiert und mit ersten Informationen versehen. Somit ist der erste Schritt getan, leerstehende und scheinbar unsichtbare Orte der Stadt sichtbar zu machen.

Und der zweite Schritt folgt zugleich: Wir möchten euch mit weiteren Informationen aus der Presselandschaft und Politik rund um das Thema Leerstand in Dortmund versorgen. Fortan wird unter der Kategorie „Leerstand im Fokus“ ein interessanter und brisanter Leerstand vorgestellt: Unter anderem erfahrt ihr Hintergründe zur Geschichte des Gebäudes, Informationen zum Eigentumsverhältnis und die traurigen Details, die zum Leerstand führten. Außerdem möchten wir euch über aktuelle Entwicklungen und Pläne informieren und zur Diskussion stellen.

Wir präsentieren euch den ersten Leerstand des Monats:

Die fragliche Zukunft des ehemaligen Museums am Ostwall

In Dortmund ist es eine Ikone. Es liegt in exklusiver Citylage. Es hat zahlreiche Künstler kommen und gehen sehen. Es macht einen bescheidenen äußerlichen Eindruck. Innenarchitektonisch ist es der Knaller. Das MO – Museum am Ostwall (im Leerstandsmelder ansehen)

Am 14.02.2013 entscheidet der Rat über die Zukunft des MOs. Dabei wird entschieden, ob dem Gebäude die Abrissbirne droht und ein niegelnagelneues Seniorenheim in Citylage gebaut wird oder ob das Archiv für Baukunst ins MO zieht. Wir halten beide Optionen für semioptimal und behaupten, dass noch ganz andere Nutzungskonzepte denkbar und möglich sind. Daher möchten wir euch einladen, Verantwortung für die Zukunft des MOs zu übernehmen, indem ihr mit uns über Nutzungsideen und Finanzierungsmöglichkeiten diskutiert:

Was sind eure Ideen für das Museum am Ostwall?

Wie würdest du dich entscheiden: Abriss oder Archiv?

Schrottimmobilien retten!

Schrottimmobilien retten!

Der Informationskreis für Raumplanung lädt zum IfR-Dialogforum mit dem Thema “Schrottimmobilien retten!” ein. Die Fortbildungsveranstaltung findet am 1. März 2013 in der Rohrmeisterei in Schwerte statt und bietet verschiedene Vorträge rund um das Thema leerstehende Gewerbe- und Wohnimmobilien in der Stadtentwicklung sowie der Umgang und Handlungsalternativen bei fortgeschrittener Verwahrlosung mit ihnen.

Dazu werden aus dem Kontext positive Praxisbeispiele von Kommunen präsentiert und von Praktikern aus der Privatwirtschaft Fachvorträge gehalten, die zur Diskussion anregen sollen. Die Einführung zu dieser Veranstaltung leistet Prof. Dr. János Brenner (BMVBS), Honorar-Universitätsprofessor an der TU Budapest.

Programm

9:00 Uhr
Anmeldung
10:00 Uhr
Begrüßung
Dr. Ronald Kunze,
Vorsitzender des IfR
10:15 Uhr
„Schrottimmobilien“ – Instrumente zum Umgang der Kommunen für die Bewältigung von verwahrlosten Immobilien
Prof. Dr. János Brenner
Baudirektor im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung und címzetes egyetemi tanár (Honorar-Universitätsprofessor an der TU Budapest)
10:45 Uhr Überblick Kommune: „Schrottimmobilien –ein Werkstattbericht aus Bremerhaven“
Dipl.-Ing., Dipl.- Wirtsch. Ing. Volker Holm
Baudezernent der Seestadt Bremerhaven
11:15 Uhr Stadtteilentwicklung trotz „Schrottimmobilien“ Gemeinsames Handeln als Strategie in Elmshorn
Dipl.-Soz. Päd. Wulf Dau-Schmidt
dau-schmidt.tornow, Stadtentwicklung und Moderation, Kiel Mitglied der DASL
11:45 Uhr Frage- und Diskussionsrunde
12:15 Uhr Mittagspause
13:00 Uhr Der Leerstandsmelder als Instrument zur Früherkennung von Schrottimmobilien?
Vilim Brezina & Kyra Pfeil
Die Urbanisten e.V., Dortmund
13:30 Uhr Produktionsprozesse von Immobilienschrott – Möglichkeiten der Früherkennung und Intervention
Dipl.-Ing. Holger Schmidt
Geschäftsführer von RPS – Real Proberty Solutions UG
14:00 Uhr Brachen und Schrottimmobilien in Gewerbegebieten
Dr. rer. pol., Dipl.-Ing Hanns Werner Bonny
Planquadrat Dortmund GbR,
HafenCity Universität Hamburg
14:30 Uhr Anwendung von Strategien: „Schrottimmobilien – ein Werkstattbericht aus Bremerhaven“
Dipl.-Ing. Norbert Friedrich
Abteilungsleiter Bebauungsplanung im Stadtplanungsamt Bremerhaven
15:00 Uhr Frage- und Diskussionsrunde
15:30 Uhr Ende der Fortbildungsveranstaltung
Moderation: Dipl.- Ing. Alfred Körbel
(Inhaber von plan-lokal), Stadtplaner AKNW, Mitglied IfR/SRL, Lehrbeauftragter an der TU Dortmund

Problemstellung
In vielen Kommunen existieren verwahrloste und leer stehende Gewerbe- und Wohnimmobilien sogenannte „Schrottimmobilien“. Bei vielen anderen Gebäuden zeichnet sich gerade ein Leerstand ab und es steht kurz davor eine Schrottimmobilie zu werden. Die Ursachen begründen sich im demografischen Wandel und im Strukturwandel der letzten Jahrzehnte. In städtebaulicher, bauordnungsrechtlicher und finanzieller Sicht ist es für Kommunen, Eigentümer und alle Beteiligten schwierig bis unmöglich zu handeln. In solch einer Situation stellen sich viele Fragen.

Inhalt
Im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung DIALOGforum werden vor allem in Erfahrungsberichten aus Kommunen, der Umgang mit aktuellen Schrottimmobilien und die darauf reagierenden Interventionsmöglichkeiten in Positivbeispielen dargelegt. Weiterhin werden Prognosemöglichkeiten zur Früherkennung vorgestellt, um den sich abzeichnenden Leerstand einer Immobilie erkennen zu können. Abschließend werden rechtliche und finanzielle Interventionen bei akuten Schrottimmobilien erläutert.
Die IfR-Fortbildungsveranstaltung gibt einen Überblick über das rechtliche und finanzielle „Wirwarr“ durch Impulsreferate und bietet eine Plattform, um geeignete Instrumente zum Handeln zu diskutieren. Das Thema „Schrottimmobilien“ wird somit aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet; dabei wird versucht, eine Antwort auf die relevanten Fragen zu finden.

Zielgruppen
Die Fortbildungsveranstaltung wendet sich sowohl an Kommunen als auch an freie PlanerInnen, die mit dem Thema „Schrottimmobilien“ konfrontiert sind, einzelne Anwendungen konkret umsetzen möchten und die hierzu Erfahrungsberichte suchen. Die Anwendungsmöglichkeiten der vorgestellten Fallbeispiele liegen in den Bereichen Stadt- und Raumplanung und darüber hinaus in dem Bereich der Immobilienwirtschaft. Während der Fortbildungsveranstaltung wird ausreichend Zeit zur Diskussion mit den ReferentInnen und den Teilnehmenden bleiben, so dass ein fundierter fachlicher Austausch möglich ist.

Anmeldung