In den vergangenen drei Jahren haben wir im bereits abgeschlossenen Projekt “LUZI – Labor für urbane Zukunftsfragen und Innovation” im Rahmen unserer Reallaborforschung mit unseren Partnern Fraunhofer UMSICHT und Union Gewerbehof verschiedene Organisationen und Unternehmen in Austausch gebracht.
In innovativen Netzwerkformaten und Workshops haben wir Menschen die Teilhabe an Visionen und konkreten Projektideen für die Stadt der Zukunft ermöglicht. Wir haben erforscht, welche Themen bei Zivilgesellschaft, Unternehmen und Wissenschaft bezüglich Stadt der Zukunft von Interesse sind, wie Kooperation und Kollaboration funktionieren und verbessert werden können, welche Rolle Prozesse des Selbermachens spielen, welche Orte es braucht und wie Ideen in Produkte überführt werden können. Die Ergebnisse zu diesen Themen und Fragestellungen sind in unseren Blogartikeln zu finden.
Um die Orte und Menschen des Selbermachens und der Kollaboration rund um den Union Gewerbehof vorzustellen, haben wir auch noch ein Video produziert. Es zeigt, welche Prozesse an diesen Orten ablaufen, welchen Wert sie für die nachhaltige Entwicklung einer Stadt der Zukunft haben und welche Teilhabemöglichkeiten sie bieten.
Im April sind wir mit einem lange geplanten und ersehnten Projekt gestartet, das sich der Professionalisierung und Weiterbildung in Offenen Werkstätten widmet: Co Wiki Realoaded.
In vielen gemeinnützigen Vereinen, Bildungseinrichtungen und anderen zivilgesellschaftlichen Initiativen wird „Selbermachen“ mit Leben gefüllt: Begreifen, lernen, entwickeln, bauen und basteln, indem man selbst Hand anlegt und sich praktisch mit Werkzeug und Materialien auseinandersetzt. Standards und Praxishilfen für diejenigen, die andere Menschen in die Handhabung von Werkzeugen, Maschinen und sonstigen Ressourcen einweisen, sind jedoch kaum öffentlich verfügbar und werden von den Akteur*innen bisher aufwenig und dezentral selbst erstellt.
Hier setzen wir mit „CoWiki reloaded“ an. Gemeinsam mit den Projektpartnern TinkerTank, dem Verbund der Offenen Werkstätten und weiteren Expert*innen werden wir im Rahmen des Projekts Grundlagen für einen „Gold-Standard“ zum sicheren Arbeiten mit Werkzeugen, Maschinen und Werkstoffen erarbeiten. Zusammen mit den Partnerwerkstätten entwickeln und erproben wir praxisorientierte und modular anpassbare Bildungmaterialien, die als Open Educational Ressources zur freien Verfügung gestellt werden.
Um die Gold-Standards und Bildungsmaterialien zur entwickeln, setzen wir auf einen partizipativen und kollaborativen Prozess. Das bedeutet, dass wir in den Prozess Expert:innen und Partnerwerkstätten integrieren und gemeinsam Inhalte, Methoden und Materialien erarbeiten und weiterentwickeln. Das erste Auftakttreffen der AG-Weiterbildung mit Expert:innen aus dem Netzwerk Offener Werkstätten zum Thema „Verbesserung der Qualifizierung und Sicherheit“ an Orten des Selbermachens fand bereits 2019 statt. Eine erste Sammlung hilfreicher Dokumente, Vorlagen und Anregungen hat der Verbund der offenen Werkstätten auf der Plattform CoWiki veröffentlicht.
Um die Sammlung zu erweitern und zu qualifizieren, sammeln wir während des gesamten Projektes Wissen und Erfahrungen aus Orten des Selbermachens. Dateien, Tutorials, Sicherheitsbeschilderung, Betriebsanweisungen, Gefahrenbeurteilungen und Bildungsmaterialien könnt ihr unter diesem Link hochladen: https://cloud.offene-werkstaetten.org/s/QPDqMdWjnMNSnRr
Wenn ihr als Expert:in mitwirken möchtet, könnt ihr Teil der digitalen Arbeitsgruppen werden, aus denen das gesammelte Wissen themenspezifisch in die Entwicklung diverser Lehr- und Lernmaterialien einfließt. Seid ihr in einer Offenen Werkstatt aktiv und möchtet Partnerwerkstatt werden, könnt ihr euch ebenfalls gerne melden. Schreibt dazu eine Mail an cowiki@dieurbanisten.de
Nach fünf Jahren BMBF-Förderung neigt sich das Forschungsprojekt UrbaneProduktion.Ruhr dem Ende entgegen. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern, dem Institut Arbeit und Technik und der Hochschule Bochum haben wir ein buntes Programm mit Rückblick, Inputs aus der Region und Podiumsdiskussionen zu Nahrungsmittelproduktion, Handwerk & Making und Rahmenbedingungen zur Förderung Urbaner Produktion erstellt. Die Veranstaltung fand am 9. Februar 2022 als Hybrid-Format in unserem dritten Reallabor in der der St. Joseph-Kirche in Gelsenkirchen-Schalke statt.
Da wir im Forschungsprojekt nicht nur Grundlagenforschung betrieben haben, sondern auch anwendungsbezogen im Sinne der Reallabor-Methodik geforscht haben, haben wir die Abschlussveranstaltung nicht als klassische wissenschaftliche Veranstaltung durchgeführt. Deshalb widmete sich die Veranstaltung vor allem neuen und laufenden Projekten aus anderen Städten. Die wissenschaftlichen Projektergebnisse sind in diversen Publikationen erschienen und widmen sich der Frage, ob und wie Produktion in Siedlungsnähe stattfinden kann und welche sozioökonomische und ökologischen Auswirkungen das haben wird, die noch nicht vollständig beantwortet ist.
Jochen Fricke, stellvertretender Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderung, stellte die Entstehungsgeschichte des Triple Z – ZukunftsZentrumZollverein in Essen vor, von dem er seit 2020 in nebenberuflicher Funktion seit 2020 Vorstand ist. Uta Schneider, die Geschäftsführerin der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft ging auf das EFRE-geförderte Projekt „Urbane Produktion im Bergischen Städtedreieck“ ein. „Es geht dabei um eine neue Generation von Strukturentwicklung in ökonomischer, gesellschaftlicher und ökologischer Hinsicht“, so Schneider. Dabei werden, ähnlich wie im Projekt UrbaneProduktion.Ruhr, die Ziele Nachhaltigkeit, Schaffung eines guten Nährbodens für Startups, Förderung von regionaler Kreislaufwirtschaft, Umwidmung von Innenstädten, neue und offene Bildungsangebote, Stärkung des sozialen Zusammenhalts sowie Kooperation und Netzwerkarbeit in mehreren Teilprojekten fokussiert. „Im Projekt wurde bereits in Kooperation das sogenannte Zirkelmesser aus Industrieabfällen entwickelt. Die Nachfrage ist so hoch, dass sie aktuell nicht mehr gedeckt werden kann.“
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurden die Bedarfe, Chancen Kooperationspotenziale lokaler Nahrungsmittelproduzenten ausgelotet. Hiernach vereinbarten die Geschäftsführer von Pottmühle (Sascha Suer), Confiserié Ruth (Max Ruth) und Piepnitz Bier (Andreas Pieper) direkt eine zukünftige Zusammenarbeit In einer weiteren Podiumsdiskussion wurde das Projekt fair.be der Westfälischen Hochschule vorgestellt. Helen Kessel und Michael Roch entwickelten ein Fahrzeug, dass die Vorteile von Auto und Fahrrad kombiniert – und dennoch Ressourcenschonend ist. Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion aus Handwerk und Makerszene kamen zum Schluss, dass es dafür noch höhere Akzeptanz bei den Planungsämtern und der Bevölkerung braucht, um ein solches Produkt – idealerweise hergestellt in der Region – auf die Straße zu bringen.
Die Abschlussdiskussion mit Rouven Beeck, Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklung Bochum, Stadtbaurat Christoph Heidenreich aus Gelsenkirchen aber auch den Vertretenden des Triple Z und des Bergischen Städtedreiecks haben noch einmal klar aufgezeigt, dass nicht nur in den Innenstadtlagen Flächen für das produzierende Gewerbe und das Handwerk fehlen. Demnach müssten alte kontaminierte Flächen und Reserveflächen aktiviert, in den Gewerbegebieten nachverdichtet und gewerbliche Infrastrukturen gemeinsam genutzt werden, um eine flächensparsame Entwicklung zu realisieren. Ferner muss vor dem Leitbild der nutzungsgemischten Stadt die Verdrängung des produzierendes Gewerbes und des Handwerks aus den Mischgebieten der Städte verhindert werden. Denn dies hat aktuell zur Folge, dass manche Betriebe, die ihren Standort (bau- und planungsrechtlich) in der Stadt haben könnten, in dsa Gewerbegebiet gehen und eine Verdrängungskaskade einsetzt.
Auch wenn nicht alle Aspekte hinsichtlich der Möglichkeiten geklärt sind, wie die Integration von Produktion in urbanen Kontext gelingen kann, und wir noch nicht hinreichend geprüft haben, welche Wirkung das haben wird kann, hat Kerstin Meyer vom Institut Arbeit und Technik die Veranstaltung mit dem Wunsch geschlossen, dass wir die Produktion vor Augen , Nasen und Ohren haben sollten, um die mit unseren Konsum einhergehenden Belastungen auch wahrnehmen zu können.
Im gesamten deutschsprachigen Raum, vermutlich in jeder etwas größeren Stadt, aber auch auf dem Land und in der Kleinstadt, setzen sich Initiativen, Vereine, Kollektive und Freundeskreise für ein buntes und nachhaltiges Zusammenleben ein. Durch ihre meist nicht-kommerziellen Projekte entstehen Orte und Projekte, die Menschen zusammenbringen, den Dialog zwischen verschiedensten Bevölkerungsgruppen befördern und vor allem dazu einladen, selbst ein Stück Stadt mitzugestalten.
Nach genau diesen Projekten, Menschen und Orten macht sich der Urbanisten-Podcast “bunterbeton” auf die Suche. Vor einem Jahr begann das Projekt mit dem Ziel, die Geschichten derjenigen kennenzulernen, die man im Fachjargon “Stadtmacher*innen” nennt (dazu gleich noch ein bisschen mehr).
Ausgangslage
Die Idee für einen Podcast schlummert schon ein Weilchen in der Projektschublade der Urbanisten, ehe wir als (damals noch dreiköpfiges) Team die Möglichkeit beim Schopf packen und ein Konzept für den Podcast entwickelten. Im Sommer 2020, während sich die Corona-Pandemie erst langsam und dann doch relativ flott ausbreitet, beantragten wir Projektmittel bei Soziokultur NRW, um unser Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Der Zeitpunkt könnte vermutlich kaum besser sein, denn durch die Pandemie werden insbesondere Kulturprojekte im digitalen Raum gefördert. Einige Monate später erreicht uns die Zusage, unser Projekt in die Tat umsetzen zu dürfen. Wir waren erstmal ein bisschen baff, hatten ehrlich gesagt gar nicht damit gerechnet, und verspürten jetzt doch auch ein bisschen Druck, dass alles umsetzen zu müssen, was wir uns da ausgedacht hatten.
Unser Vorhaben
Gleichzeitig freuten wir uns natürlich und sind hochmotiviert, endlich starten zu können. In diversen Meetings steckten wir unsere Köpfe zusammen, suchten nach geeigneter Technik, nach dem Roten Faden für unsere Gespräche und die geplanten Folgen. Wir richten uns eine digitale Infrastruktur ein und entwickeln die Website für unser Projekt, auf der nicht nur die Podcast-Folgen, sondern auch Fotografien und Erkenntnisse von den jeweiligen Projekten und Orten geteilt werden sollen.
Das übergeordnete Ziel von bunterbeton liegt darin, Projekte, Orte und Menschen kennenzulernen und zu vernetzen, die ihr direktes Lebensumfeld mitgestalten. Inspiriert durch die Arbeit der Urbanisten für den Raum Dortmund, haben wir uns gefragt: Wer sind die Macher:innen in Berlin, Hamburg, Wien und so weiter – was können wir von ihnen lernen und was können sie sich gegenseitig mit auf den Weg geben. Von ihnen möchten wir erfahren, was sie tun, warum sie das tun und – vor Allem – wie sie das tun. Denn bunterbeton möchte einen Beitrag leisten, dass mehr Menschen lernen, wie sie selbst aktiv werden können, was sie dafür brauchen und wie sie sich dabei organisieren können.
Erste Aufnahmen
Unsere erste Aufnahme war ein Heimspiel: Im September 2020 holten wir Jan und Svenja vor die Mikros. Die beiden sind schon weitaus länger als wir selbst bei den Urbanisten aktiv und konnten uns so einiges mit auf den Weg geben. Auch wenn der erste Anlauf etwas missglückte (da wir absolut Grün hinter den Ohren waren, was die Technik angeht) und wir das Gespräch sogar ein zweites Mal aufnehmen mussten, waren wir zufrieden mit dem Start und konnten am 20. September unsere erste Podcast-Folge veröffentlichen.
Ab da nahm das Projekt richtig Fahrt auf: Noch im September besuchten wir Utopiastadt in Wuppertal und begaben uns auf eine Tour durch Norddeutschland, um Gespräche mit Minitopia und dem Gängeviertel in Hamburg, dem Kliemannsland in Rüspel und dem PLATZprojekt in Hannover aufzunehmen.
Nach und nach wurden wir routinierter im Umgang mit der Technik und dem Moderieren der Gespräche. Das Netzwerk um bunterbeton begann schnell zu wachsen, da wir von jedem Projekt, das wir besuchten, weitere Projekte empfohlen bekommen. Wir merken, dass das Netzwerken sowieso ein richtig wichtiges Ding bei den Stadtmacher*innen ist: Es wird sich untereinander ausgetauscht, abgeschaut und unterstützt, wo immer es geht. Genau da wollen wir mitmischen.
Urbane Liga
Im Oktober 2020 bewarben wir uns mit bunterbeton bei der Urbanen Liga, einem Netzwerk für junge Stadtmacher*innen, das vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- & Raumforschung (BBSR) und dem Bundesinnenministerium (BMI) initiiert wird und alle zwei Jahre Projekte von Menschen unter 27 in einem Jahrgang vereint. Die Zusage zur Aufnahme in die Urbane Liga war für uns ein willkommenes Geschenk, da sich so unser Netzwerk sprunghaft vergrößerte und wir uns auf einmal in einem bunten Haufen von 22 Projekten aus ganz Deutschland wiederfanden, die alle in unser Podcast-Schema passen. So lernten wir zum Beispiel die Leute von Minha Galera, dem Kollektiv Anzetteln, Mitte Kiel, dem Torhaus Berlin (coming soon), der Niehler Freiheit, dem Haus der Statistik und Adapter Stuttgart kennen, mit denen wir ebenfalls Podcast-Folgen aufnahmen. Abgesehen davon hat die Urbane Liga aber noch einen anderen Mehrwert für bunterbeton: Gemeinsam mit den anderen Projekten erlaubt sie uns, die Bedürfnisse, Visionen und Ideen junger Stadtmacher*innen gegenüber Vertreter*innen der Bundespolitik zu kommunizieren. Auf einmal machen wir also auch sowas wie “Lobbyarbeit” für kulturelle Stadtentwicklung.
Eine besondere Möglichkeit dafür ergab sich im Mai 2021: Beim jährlich stattfindenden Kongress der Nationalen Stadtentwicklungspolitik (kurz NSP-Kongress) durften wir die Moderation des Beitrags der Urbanen Liga übernehmen. Vom Live-Studio der Niehler Freiheit in Köln aus stellten wir gemeinsam mit anderen Akteur*innen der Urbanen Liga das Konzept, bisherige Ergebnisse und die Visionen des Netzwerkes vor und diskutierten im Anschluss mit Nicole Graf vom BMI und Dr. Claas Beckord von der Stadt Osnabrück über die Zusammenarbeit zwischen Stadtmacher*innen und den lokalen Behörden (#UrbanGovernace). Auch diese Veranstaltung haben wir in einer eigenen Podcast-Folge festgehalten.
Eine weitere Möglichkeit für kulturelle Lobbyarbeit ergab sich für uns beim Localize-Festival in Potsdam Ende August 2021. Auch hier durften wir eine Podiumsdiskussion mit politischen Gäst*innen moderieren, die der zentralen Frage nachging, wie Lokalpolitik und Stadtmacher*innen in Zukunft besser zusammenarbeiten können. Die Folge dazu wird am 17.10.2021 veröffentlicht.
Über diese Aktivitäten hinaus sind wir als Team von bunterbeton im Rahmen der Urbanen Liga in die sogenannte Ko-Forschung involviert. Bei der Ko-Forschung kommen Teilnehmende unterschiedlicher Projekte in kleineren Forschungsgruppen zusammen, um für Stadtmacher*innen relevante Themen und Fragen zu ergründen. Im aktuellen Jahrgang gibt es drei Forschungsgruppen, die sich mit den Themen Ressourcen, Inklusion und Entscheidungsstrukturen auseinandersetzen. Die Forschung findet einerseits digital, andererseits aber auch in Präsenz statt, bspw. bei den Denklaboren der Urbanen Liga. Das letzte Denklabor fand im September 2021 in Berlin statt. Mit dabei war unter anderem Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im BMI.
Noch mehr Aufnahmen
Abgesehen von unserem Engagement im Kontext der Urbanen Liga waren wir natürlich auch weiterhin auf eigene Faust unterwegs und haben im März 2021 erstmals eine Folge im deutschsprachigen Ausland aufgenommen. Anreiz dazu war das Handbuch “Organisiert euch!”, welches von der urbanequipe und dem Kollektiv Raumstation herausgegeben wird. In Wien sprechen wir über das kollaborative Projekt von Stadtmacher*innen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland und können besagtes Handbuch nur empfehlen. Zu finden ist es als kostenloser Download oder auch zum Bestellen nach Hause.
Um die Liste unserer bisherigen Aufnahmen einmal zu komplettieren: Seit dem Beginn des Projektes waren wir außerdem bei Leerstand als Freiraum in Pforzheim, bei der B-Side in Münster, bei die Anstoß in Karlsruhe, Raamwerk in Kassel und dem Rechenzentrum in Potsdam. Insgesamt zählt unsere Mediathek also mittlerweile 19 Folgen und am kommenden Sonntag folgt dann unsere 20. Folge. Noch ein kleines Jubiläum also.
Erkenntnisse
Mittlerweile ist das Team von bunterbeton noch weiter gewachsen: John, Luisa und Johannes, die das Projekt ursprünglich initiierten, haben seit diesem Jahr mit Lara und Friederike tatkräftige Kolleginnen dazugewonnen. Ziemlich wichtig, weil der Umfang des Projektes nicht gerade kleiner wird und die beiden individuellen Drive und neue Qualitäten für das interdisziplinäre Team bringen. Wie eingangs erwähnt, wollen wir mit bunterbeton natürlich nicht einfach nur quatschen, sondern aus unseren Gesprächen einen konkreten Mehrwert für die Hörer*innen generieren. In unseren Podcast-Folgen kann man daher aus erster Hand erfahren, wie Projekte organisiert und Räume geschaffen werden, welche Herausforderungen bei derartigen Vorhaben auftreten, mit welchen Tricks man diese umgehen oder bewältigen kann und vieles mehr. So sind bspw. viele Projekte mit der Herausforderung konfrontiert, dass die lokale Verwaltung nicht immer so richtig begreift, was man da eigentlich so im Kleinen alles bewirkt und welchen Mehrwert die Projekte der Stadtmacher*innen für die gesamte Stadt bringen. Zwischen Verwaltung und Stadtmacher*innen kommt es daher häufig zu Missverständnissen oder sogar Unverständnis. Eine Herausforderung, an der (wie oben erwähnt) auch die Urbane Liga arbeitet. Darüber hinaus kommen in unseren Folgen Themen wie Eigentumsverhältnisse, Baurecht und Sicherheitsvorschriften, Finanzmittelakquise und vieles Weitere zur Sprache. Klingt ein bisschen trocken, muss es aber gar nicht sein. Das zeigen zumindest viele unserer Gäst*innen. und die zahlreichen Erkenntnisse, die wir während der vielen Gespräche sammeln konnten. Hier eine kleine Auswahl:: Wenn du eine Idee hast und von ihr überzeugt bist: Fang an! Genauso wie wir einfach so ins blaue hinein mit bunterbeton begonnen haben, kannst auch du ein Projekt umsetzen, dass dich selbst begeistert und gleichzeitig einen Mehrwert für andere Menschen schafft. Auch wenn du anfangs nicht so genau weißt, wie und wo und mit wem und so weiter: Es gibt immer einen Weg und vor allen Dingen gibt es ganz viele hilfsbereite Leute von verschiedensten Projekten, die sich ganz offen in die Karten schauen lassen und wirklich gern dazu bereit sind, ihr Wissen mit uns zu teilen. Wenn du also Lust hast, etwas umzusetzen, dann fang an (oder hör erstmal unseren Podcast durch, das gibt dir vielleicht noch ein bisschen mehr Anschwung).
bunterbeton wird jedenfalls (weiter-)machen, bis wir… Ja bis wann eigentlich? Die Zukunft des Projekts ist offen und wir schauen einfach mal, wohin es uns trägt. Hat ja bislang eigentlich ganz gut geklappt.
Wie bringt man mehr Aufenthaltsqualität in die Innenstadt, wie mehr Kultur und Identität? „Urbane Produktion“ lautet eine mögliche Antwort auf diese Frage. Als Teil des Netzwerkes von lala.ruhr haben wir am 23. September einen Beitrag zu diesem Thema bei einem Workshop der Kulturkonferenz Ruhr in Herne präsentiert und anschließend gemeinsam mit den Teilnehmenden praktisch erarbeitet. Denn um verschiedene Arten von Produktion zurück in die Innenstädte zu bringen, bedarf es zunächst der Suche nach Orten, die eine solche Transformation zulassen.
Nach einem Impulsvortrag über Urbane Produktion wurde diese Suche mit einem Rundgang durch die Innenstadt von Herne in die Praxis umgesetzt. In der Gruppe wurden beispielhaft verschiedene Orte ausfindig gemacht, die solche Potenzialorte sein könnten. Dabei wurden sie anhand von zwei zentralen Leitfragen untersucht:
Was macht den jeweiligen Ort zum Transformationsort?
Wie könnte eine Transformation hier aussehen?
Die Ideen der Teilnehmenden gestalteten sich dabei vielfältig. Der erste Halt des Rundgangs führte direkt zu einem Grünstreifen gegenüber des Startpunktes (der alten Druckerei). Zum Transformationsort wird dieser kleine Park dadurch, dass er trotz seiner Nähe zur Fußgängerzone nicht ausreichend genutzt werden kann. Die Aufenthaltsqualität ist eingeschränkt, ein Streifen Wildwiese wurde jedoch schon gesät. Wie könnte nun eine Transformation hier aussehen? Eine einladendere Atmosphäre könnten Bänke und Bücherschränke schaffen. Diese könnten auch Synergien zum gegenüberliegenden Literaturhaus fördern. Um den Gedanken der Produktion stärker hervorzuheben könnten zudem Flächen im Park für Urban Gardening genutzt werden, vielleicht sogar für die Belieferung der angrenzenden Cafés mit frischer Minze? Um dem Szenario einen Rahmen zu geben wäre es denkbar die Autos, die momentan direkt zwischen Park und Cafés vorbeifahren, umzuleiten.
Potenzialorte können überall auftreten, ihr Charakter und ihr Aussehen sind sehr variabel. So wurde auch der Rathausplatz als Transformationsort identifiziert, außerdem eine freie Wiese an der Ausgrabungsstelle des Archäologischen Museums sowie der Leerstand in einem Ladenlokal in der Fußgängerzone. Mögliche Nutzungen wären hier ein Feierabendmarkt auf dem Platz, ein Bildungsort für Schulen zum Gemeinschaftsgärtnern auf der Wiese oder ein Café mit integrierter Kunstausstellung im Leerstand.
Nach dem Rundgang galt es nun in einer Abschlussrunde zu klären: Was haben nun all diese Transformationsorte gemeinsam? Sie sind verbunden durch ähnliche Potenziale. Denn der Grundgedanke urbaner Produktion beinhaltet unter anderem die Verdichtung ungenutzter Flächen und Räume. Im Fokus steht eine multifunktionale Nutzung, ein möglichst großer Synergieeffekt, um Akteur:innen im Raum miteinander in Kontakt treten zu lassen und lokale Netzwerke gezielt zu fördern und zu stärken. Es geht darum, alternative Konzepte zu denken, zu schaffen und zu nutzen.
Es gibt was zu feiern: Als Teil des lala.ruhr Netzwerks haben wir den 3. Platz beim Polis AWARD für Stadt- und Projektentwicklung in der Kategorie „Kommunikative Stadtgestaltung“ gewonnen! Im Fokus der Kategorie standen Projekte, mit denen Menschen wirksam in Stadtentwicklungsprozesse eingebunden und vernetzt werden.
Das Netzwerk lala.ruhr dient als Plattform für den kreativen und offenen Austausch einer Vielzahl von Akteur:innen innerhalb der Metropole Ruhr. Dafür haben wir unter anderem in einer online-Ideenschmiede und einem digitalen Werkstatt-Festival trotz der Pandemie Ideen zu Vernetzungs- und Kommunikationsformaten entwickelt. Auf diese Weise wurden Organisationen aller Art zusammengebracht, jenseits von Unterscheidungen zwischen institutionell, administrativ, akademisch, oder frei. Genau das ist es, was das Netzwerk so besonders macht. Mit den Ergebnissen haben wir einen Beitrag zur Kommunikationsoffensive Grüne Infrastruktur des Regionalverbands Ruhr geleistet und Empfehlungen formuliert.
Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung und danken allen Beteiligten insbesondere Sebastian Schlecht und Melanie Kemner, die diese Zusammenarbeit und den Erfolg ermöglichen!
Zwischen den drei Stadtbezirken Huckarde, Dorstfeld und Innenstadt-West unmittelbar an der Emscher befindet sich ein kaum beachteter Raum unterhalb der Mallinckrodtbrücke. In dem klassischen Durchgangsraum zwischen Radweg, Autobahn, Wasserweg und Gleisen steckt allerdings großes Potenzial: Hier kann eine Brücke zwischen den umliegenden Quartieren und den künftigen großmaßstäbigen, städtebaulichen Entwicklungen von Emscherumbau und der Entwicklung des HSP-Geländers mit „Smart-Rhino“ bis hin zur IGA 2027 geschaffen werden.
Im Rahmen einer Künstlerresidenz vom 15. August bis 12. September 2021 eignen wir uns diesen Raum unter dem Titel TRANSURBAN an. Mit künstlerischen Methoden und Strategien, in Form von temporärer Architektur, mit Licht- und Klanginstallationen transformieren wir den unscheibaren Ort zu einem “dritten Ort“ städtischen Lebens für Begegnung, Kultur & Vernetzung und damit als Zukunftsraum für nachhaltiges, nachbarschaftliches Leben & Handeln.
Gemeinsam mit der Skateboardinitiative Dortmund, dem Künstler Roberto Cuellar, Studierenden der Fachhochschule Dortmund und Technischen Uni Dortmund und in Kooperation mit TRANSURBAN denken wir den Raum neu, gestalten und erproben Nutzungsmöglichkeiten. Das Projekt setzt Skaten als Kunst und erschafft in den Sommermonaten ein temporäres, skatebares Kunstwerk, einen Ort zum Verweilen, Diskutieren, Kennenlernen und Mitgestalten, um den öffentlichen und unternutzten Raum für die Stadtgesellschaft zurückzugewinnen und urbanes Leben und Handeln zu ermöglichen.
Dabei steht der Ort unter der Mallinckrodtbrücke stellvertretend für viele ähnliche unternutzte Brachflächen und Zwischenräume im Ruhrgebiet, die geprägt sind von Übergängen zwischen urbanen, suburbanen und ländlichen Strukturen und in der Regel nur als Durchgangsorte genutzt werden. Exemplarisch für diese Orte fördern wir mit der Residency die Auseinandersetzung mit dem eigenen städtischen Lebensumfeld, begleiten und initiieren gesellschaftsübergreifende Diskurse zum Querschnittsthema partizipative Stadtentwicklung und beteiligen BürgerInnen, Kreative und EntscheiderInnen an den künstlerischen und forschenden Prozessen der Residenz. Mit vielfältigen Angeboten, Aktionen und Veranstaltungen möchten wir gemeinsam mit den Beteiligten einen moderierten Zugang zum Projektprozess und den Ergebnissen ermöglichen und neue Perspektiven aus den urbanen Raum schaffen. Unser Ziel ist zum einen durch das Erproben von innovativen Modellen in der Gestaltung & Nutzung des ö ffentlichen Raumes Impulse in der bürgernahen Entwicklung zukunftsfähiger, öffentlicher Räume im Ruhrgebiet zu geben und zum anderen die Identifikation der Stadtbevölkerung mit ihrem Lebensumfeld zu stärken und ihr Engagement für den eigenen Stadtraum zu fördern.
Wir freuen uns, wenn ihr vorbeikommt, um Veranstaltungen zu besuchen, zu skaten, mitzudiskutieren oder einfach nur die Zeit vor Ort zu genießen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen!
Die Residenz ist ein Kooperationsprojekt von den Urbanisten und art rmx und wird vom Ministerium vor Heimat, Kommunales Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen. Ein Dank geht außerdem an die Emschergenossenschaft als Locationpartnerin.
In den letzten Jahren erreichen uns vermehrt Anfragen von Lehrer:innen und Schulen, die nach Möglichkeiten suchen, wichtige Zukunftsthemen der Stadtentwickeln mit ihren Schüler:innen zu behandeln. Und auch uns liegt es am Herzen unsere Inhalte und Ansätze weiterzugeben, in den Schulalltag integrierbar zu machen und junge Menschen für ihr Lebensumfeld zu sensibilisieren. Darum haben wir im letzten Jahr verstärkt daran gearbeitet diese Themen in Unterrichtskonzepte und Lernmaterialien zu gießen und haben im Rahmen der Projekte Crashkurs “Stadt der Zukunft selbermachen” und Methodenbox “Wir machen Stadt” eine Methodenbox für Schulen und andere Bildungseinrichtungen konzeptioniert und erstellt, die sowohl den Crashkurs als auch die Erstellung eines Bingos umfasst.
Mithilfe der Methodenbox können Pädagog:innen Kindern und Jugendlichen Wissen darüber vermitteln, wie die Stadt funktioniert, wer sie gestaltet und wer bei ihrer Planung mitentscheidet. Außerdem werden Herausforderungen und Trends der Stadtentwicklung im globalen und nationalen Kontext behandelt. Daneben werden den Schüler:innen konkrete stadtplanerische Aktivitäten und Perspektiven in der eigenen Stadt aufgezeigt. Im praktischen Teil der Unterrichtseinheit erkunden die Kinder und Jugendlichen ihr unmittelbares Schulumfeld, das als Modellraum für die Gesamtstadt dient, und entwickeln auf dieser Grundlage ein eigenes Urban Game für ihre Mitschüler:innen. Ziel ist es eigene Zukunftsbilder zu entwerfen und somit die gesehen Orte mit relevanten Stadtthemen und den Potentialen ihres eigenen Handelns im Quartier zu verknüpfen.
Der Crashkurs wurde mit Mitteln von Baukultur NRW und in Kooperation mit der VHS Dortmund entwickelt. Das Bingo wurde als Weiterentwicklung und Ergänzung des Crashkurses mit den Mitteln des Förderfonds Demokratie entwickelt und gestaltet.
Es ist so weit: Das Team von lala.ruhr hat im Auftrag und in Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) in einem mehrmonatigen Prozess einen strategisch-konzeptionellen Beitrag als Baustein für die Kommunikationsoffensive Grüne Infrastruktur des RVR erarbeitet und ihn nun an Nina Frense (Beigeordnete für Umwelt und Grüne Infrastruktur) übergeben.
Als Teil von lala.ruhr haben auch wir an der Erarbeitung des Beitrags mitgearbeitet und in den vergangenen Monaten Interviews mit innovativen Landschafts- und Stadtgestalter:innen, zivilgesellschaftlichen Akteur:innen, Planer:innen und Künstler:inne und Kreativen geführt und analysiert, um eine möglicht breite Perspektive auf die aktuelle Situation und Visionen für die Grüne Infrastruktur im Ruhrgebiet zu erhalten. Außerdem eingeflossen sind die Ergebnisse des „Festivals der Landschaft”, das im Februar über 200 Teilnehmer:innen im digitalen Raum erreichen konnte und der vorangeschalteten Ideenschmiede Ende 2020. Gemeinsam konnten wir so Hinweise und Ansätze für eine zielführende Kommunikation und die Einbindung von Akteur:innen bei der Gestaltung Grüner Infrastruktur in der Metropole Ruhr zusammentragen und in den Beitrag und die darin enthalteten Handlungsempfehlungen integrieren. Das Ziel von lala.ruhr war es, einen Beitrag zu leisten, der als Grundlage für das regionale Gemeinschaftsprojekt der Gestaltung und Kommunikation einer zukunftsfähigen urbanen Landschaft dienen kann.
Wir freuen uns, dass wir Teil des Teams sein durften und aus der gemeinsamen Arbeit mit den vielen Akteur:innen so viele konstruktive Ideen, positive Zukunftsbilder und spannende Projekte mitnehmen können.
Im Juli ist es soweit! Das Team von UrbaneProduktion.Ruhr startet nach dem LutherLAB in Langendreer und dem WatCraft und Wiesmann’s in Wattenscheid in das nächste Reallabor in Gelsenkirchen-Schalke.
Mit der Zwischennutzung der Schalker St. Joseph Kirche in der zweiten Jahreshälfte 2021 schafft UrbaneProduktion.Ruhr gemeinsam mit der Materialverwaltung on Tour – einem gemeinnützigen Fundus für Theaterkulissen, der den Kirchenraum in eine bunte Wunderkammer verwandeln wird – und weiteren Akteur:innen Raum und Gelegenheit, neue ökonomische Visionen für Gelsenkirchen zu diskutieren, gemeinsam mit den Menschen vor Ort positive Zukunftsbilder zu zeichnen, Ideen umzusetzen und konkrete Entwicklungen anzustoßen. Bei Workshops, Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen treffen Nachbar:innen auf junge Gründer:innen und alteingesessene Unternehmer:innen. Während der drei Festivalwochen im Juli, August und September (26. Juli bis 01. August, 14. August bis 20. August, 19. September bis 25. September) stehen zwei Themen im Fokus: das Textilhandwerk als produktive und historisch bedeutsame Säule der Stadt und der Anbau und die Verwertung von Walnüssen als Beispiel für urbane Lebensmittelproduktion und lokale Wirtschaftskreisläufe. In den Festivalwochen ist zudem die Wanderausstellung “Urbane Produktion – Produktion zurück in die Stadt?! zu sehen.
Walnuss & Gewebe startet am 26. Juli um 18:00 Uhr mit der Eröffnungsveranstaltung in die Festivalwochen der Urbanen Produktion und lädt alle Interessierten herzlich in die St. Joseph Kirche, Grillostraße 62, in Gelsenkirchen ein.
Die Anmeldung, weitere Informationen zum Festival und das komplette Programm findet ihr unter https://walnussundgewebe.ruhr/
Aufgrund der Corona-Pandemie findet die Veranstaltung unter Einhaltung eines Hygienekonzeptes statt. Eine Teilnahme ist nur mit aktuellem, negativem Corona-Test oder dem Nachweis der vollständigen Impfung möglich.
UrbaneProduktion.Ruhr ist ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt, das wir gemeinsam mit dem Institut Arbeit und Technik aus Gelsenkirchen, der Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen, der Hochschule Bochum und der Wirtschaftsentwicklung Bochum durchführen und das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
Vor dem Hintergrund vielfältiger gegenwärtiger und zukünftiger Problemfelder auf ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Ebene, ist die Sensibilisierung und Befähigung zukünftiger Generationen eine wichtige Notwendigkeit. Das Erlernen von zukunftsgerichtetem Denken und Handeln, das Erkennen von Zusammenhängen zwischen dem eigenen Tun und den Auswirkungen auf Mensch und Natur und die Vermittlung zentraler Fähigkeiten, die zu nachhaltigem Handeln führen, kommen im Unterrichtsalltag an Schulen derzeit zu kurz. Im Schulalltag ist meist kein Platz, um Herausforderungen wie ökologische Probleme, Naturschutz, fehlende Beteiligungsmöglichkeiten, gemeinsames Handeln, nachhaltige Stadtentwicklung oder die Gestaltung des eigenen Lebensraumes ganzheitlich und nachhaltig zu behandeln.
Mit unseren Bildungsangeboten tragen wir im außerschulischen Bereich schon lange dazu bei, dass junge wie alte Menschen Fähigkeiten erlangen, Wissen erlernen und positive Erfahrungen machen. Unser Ziel ist es dabei stets, die Stadtbewohner:innen zu befähigen, sich für ihren städtischen Lebensraum einzusetzen, Verantwortung zu übernehmen, sich mit anderen Menschen zusammenzuschließen und so selbst einen Teil zur nachhaltigen Transformation unserer Städte beizutragen.
Im Rahmen des Projektes StadtOase Schule entwickeln wir deswegen gemeinsam mit dem NABU Dortmund einen bunten Modulkoffer für die kooperative und nachhaltige Gestaltung von Schulgeländen, der von Pädagog:innen selbstständig und im Rahmen der Lehrpläne im Unterricht durchgeführt werden kann. Der Methodenkoffer bietet mehrere Unterrichtsreihen in den Themenfeldern “Künstlerische und kreative Gestaltung”, “Upcycling, Recycling und Downcyling” und “Urban Gardening und Farming”. Zu jedem Themenfeld entwickeln wir in einem interdisziplinären Team bis Ende des Jahres 2021 Unterrichskonzepte mit Lern- und Lehrmaterialien, die wir so durchplanen und gestalten, dass Lehrer:innen sie in den Schulalltag integrieren können.
Bei allen Unterrichtseinheiten dient der kleine Raum “Schule” als Modell und Experimentierort für größere Räume wie die Stadt. Mit der Kombination aus theoretischem Wissen und praktischen Modulen, wird die Phantasie der Schüler:innen angeregt. Sie werden ermutigt, sich neue Räume zu erschließen, ihr eigenes Umfeld nach ihren Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten, für Themen wie Natur- und Umweltschutz sensibilisiert, erlenen verantwortungsvolles Handeln und Fähigkeiten zum Selbermachen von materiellen Dingen.
Wir freuen uns auf die nächsten Monate, die Arbeit mit dem NABU Dortmund und mit unserem Team aus Stadtplaner*innen, Pädagog:innen, Sozialwissenschaftler:innen, Gärtner:innen, Tischler:innen, Künstler:innen und Expert:innen aus den Bereichen Natur-, Insekten- und Vogelschutz!
Am 26. und 27. Februar 2021 haben wir als Teil des lala.ruhr – Teams das erste Festival der Landschaft der Metropole Ruhr mitveranstaltet. Digital sind wir mit vielen Menschen zusammengekommen, um über die Zukunft der Landschaft des Ruhrgebiets zu sprechen und in Werkstätten konkrete Lösungsideen zu erarbeiten.
Während der zwei Tage ist uns nochmal bewusst geworden, was die urbane Landschaft des Ruhrgebiets eigentlich ausmacht und wo ihre Besonderheiten liegen. Es gibt eine Vielzahl an freien un- oder untergenutzten Flächen, große gestaltete Parks, ehemalige Industrieflächen, die nun Naturräume mit hoher Biodiversität sind und vor allem immer wieder freie Zwischenräumel in den Innenstädten und den Quartieren und Stadtteilen um die Innenstädte herum. Die zentrale Frage des Festivals war daher schnell gefunden: Wie können wir uns und unsere Landschaft innerhalb dieser besonderen Strukturen entwickeln?
In Werkstätten zu Themen wie urbane Biodiversität, den Wert unserer Böden, kreative Nutzungen für Brachflächen, Bolzen für den guten Zweck, transformative Straßen, grüne Bahnhöfe, die Zukunft unserer Innenstädte und neue Narrative für das Ruhrgebiet, ging es genau um diese Frage. Die Werkstattleiter:innen haben gemeinsam mit Menschen aus der Zivilgesellschaft, Vereinen und Initiativen, Planungs- und Architekturbüros, Verwaltung und Politik und Wissenschaft diskutiert, in Arbeitsgruppen Vorschläge gesammelt, Visionen für die Zukunft entwickelt und konkrete notwendige Schritte formuliert. Die Ergebnisse der einzelnen Werkstätten werden wir nach und nach auf dem Blog www.lala.ruhr/blog veröffentlichen.
Was wir aus dem gesamten Festival mitnehmen, ist aber vor allem, dass wir mit postiven Bildern die Zukunft der Landschaft kommunizieren müssen, dass wir uns nicht nur um das Grün auf unseren Böden kümmern sollten, sondern auch um die Böden selbst, dass es immer wieder wichtig ist, andere Perspektiven zu beleuchten, Netzwerke zu stärken und mit gemeinsamer Kraft politisches Commitmennt zu erringen und dass es für die Umsetzung von großen Visionen vor allem die kleinen Schritte und temporären Ansätze sind, die Erfolge bringen.
“Wir wollen als Advokaten der Landschaft frische Dinge erproben und erlauben.” (Juliane von Hagen von stadtforschen.de und dem lala.ruhr Team)
lala.ruhr ist das Labor für die Landschaft der Metropole Ruhr und ein Netzwerk aus Expert*innen für Landschaft und Architektur, Stadtentwicklung und Räume, gemeinsames Arbeiten und Teilhabe, Kommunikation und Kollaboration, lokal, regional und international.
lala.ruhr widmet sich einer integrierten Sicht auf die Transformation der urbanen Landschaft des Ruhrgebiets, in der Menschen, Gebäude und Landschaft symbiotisch, resilient und zukunftsfähig eine hohe Lebensqualität bieten. Es entsteht ein kreativer Laborraum, in dem unter dem Leitbild einer produktiven Landschaft Ideen und innovative Konzepte für die Zukunft der Metropole Ruhr diskutiert und entwickelt werden.
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