Pflanzentauschbörse 2018 – Ein Rückblick

Auch in diesem Jahr haben sich wieder viele urbane Gärtnerinnen und Gärtner im Rahmen des Flohmarkts am Union Gewerbehof getroffen, um auf der Pflanzentauschbörse ihre vorgezogenen Pflänzchen oder übrig gebliebenes Saatgut zu tauschen. Bei schönstem Frühlingswetter wurde umgetopft und pikiert oder auch Tipps und Tricks für Aussaat, Pflanzenpflege und Ernte ausgetauscht.

 

Neben der Pflanzentauschbörse hatten wir auch unser Aquponikgewächshaus für alle Besucher die sich für eine Besichtigung interessiert haben geöffnet. Unter den vielen Gästen die wir an dem Tag begrüßen durften war auch ein Kamerateam vom ARD Fernsehen. Sie haben einen Bericht über die Pflanzentauschbörse und unser Aquaponikprojekt gedreht, wofür wir uns an dieser Stelle nochmal herzlich bedanken möchten. Zu sehen gibt es den Bericht in der Mediathek der Sendung Live nach neun.

Hier gehts zum Link: https://www.ardmediathek.de/tv/Live-nach-neun/Aquaponik/Das-Erste/Video?bcastId=52323934&documentId=53098410

YOU DO – Nach den Workshops ist vor dem Festival

Der Februar steht ganz im Zeichen des YOU DO Festival der urbanen Produktion! Vier tolle Tage mit vielfältigen Workshop-Angeboten liegen nun hinter uns und gipfeln am 25. Februar in einem großen ganztägigen Abschlussfestival in der Werkhalle.

Während der letzten zwei Wochen haben lokale KünstlerInnen aus dem Viertel und der Stadt die Werkhalle im Union Gewerbehof mit zahlreichen Workshop rund um’s Thema “Urbane Produktion” belebt. Die insgesamt rund 90 TeilnehmerInnen haben zu den Themen „Upcycling & DIY“, „Urban Art“, „Gardening & Farming“ sowie „Production & Development“ selber gebaut, gebastelt, gezeichnet und gewerkelt.

Der erste Tag legte mit kreativem kochen, dem Bauen von Lampenschirmen aus Restholz und Upcycling von Gebrauchsgegenständen gut vor. Darauf folgte ein Tag im Zeichen urbaner Kunst mit Monotypie, Siebdruck und Laternenbasteln. Der dritte Tag “Gardening & Farming” hatte vier Programmpunkte zu bieten: ein Hochbeet mit Aquaponiksystem, einer geschlossenen Pflanzen-Anbauweise mit einem Wasserkreislauf, konnte selbst gebaut werden. Außerdem gab es einen afrikanischen Kochkurs, einen Lehrgang zum Pilze züchten und Bauen eines Solarkochers. Beim Workshoptag „Production & Development“ wurde Eiscreme mit der ansässigen Eisdiele “Hitzefrei” selbst gemacht und so einige Saatbomben und Insektenhotels von den TeilnehmerInnen gebaut. Die alte Industriehalle war für alle Programmpunkte der Veranstaltungsort und zog die Aufmerksamkeit der BesucherInnen und WorkshopleiterInnen auf sich. So hat sich die Werkhalle für zwei Wochen in einen multifunktionalen Gemeinschaftsort für KünstlerInnen, Kreative und BewohnerInnen Dortmunds verwandelt.

 

Nun steht noch das Abschlussfestival an! Dieses findet am 25. Februar 2018  in der Werkhalle statt. Neben musikalischer Begleitung von DJ Funkwyld, Rapper Schlakks, der Gypsy-Band “Die Romanwoskis” und kulinarischen Besonderheiten aus dem Unionviertel, werden Stadtteilspaziergänge, Schnupperkurse und Impulsvorträge das Programm füllen. Auch Führungen von unseren Workshop-LeiterInnen beispielsweise in die Eismanufaktur „Hitzefrei“, die Holzwerkstatt der Urbanisten und von Unionviertel-Künstler Thomas Zighan werden Höhepunkte der Veranstaltung sein. Von 11 bis 22 Uhr gibt es ein umfangreiches Programm, das ihr auf  www.you-do-festival.de.

Wir freuen uns auf einen lebendigen und tollen Tag!

Das Projekt wird im Rahmen des Landesprogramms Kreativ.Quartiere Ruhr vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gefördert.

Westgarten-Winterworkshops: Winterschlaf gibt’s nicht

Nach den ersten Theorie-Stunden, in denen wir letztlich das Wissen aus der 9. Klasse Thema Bodenkunde aufgefrischt haben, ist es schon erstaunlich, dass wir im Gartenjahr 2017 nicht alles falsch gemacht haben. Natürlich haben wir auch nicht alles richtig gemacht: Salat wächst nicht gut, nachdem zuvor starkzehrende Kartoffeln die Närstoffe des Bodens verbraucht haben. Auch, dass Kompost immer fleißig belüftet werden muss, um guten Mutterboden zu produzieren war uns unbekannt. Riesigen Brokkoli und ganz wohlschmeckende Tomaten haben wir trotzdem geerntet.

Wie kommt es nur, dass wir Städter nicht mehr die grundlegendsten Naturkreisläufe, Zusammenhänge und Beschaffenheit kennen? Das ist doch traurig. Dazu passen auf jeden Fall auch die Anfragen, die uns erreichen, den Westgarten einmal im November/Dezember, fotografieren zu können. Im Winter wächst nahezu nichts. Die Beete sind leer. “Achso” hörten wir da oft am Telefon und wir fragten uns, ob die Menschen den Bezug zum natürlichen Jahreszeitenwechsel und den damit verbundenen unterschiedlichen Wuchs der Pflanzen schon völlig verloren haben. Doch dann im Boden-Workshop lernten wir: Es ist eigentlich falsch, dass gar nichts im Winter in den Beeten wächst. Die Winterbegrünung schützt den Boden vor Erosion und dem Verlust von Nährstoffen. So leicht ist das also doch alles nicht.

Es macht auf jeden Fall unheimlich viel Spaß, sich das Wissen gemeinsam anzueignen und den Westgarten 2018 zu planen. Auch freuen wir uns sehr auf die thematischen Ausflüge zur Nutztierhaltung (13.1.) und zur Aquaponikanlage (27.1.). Das kommende Gemeinschaftsgartenjahr kann ja nur der Knaller werden, nachdem wir nun so viel wissen 🙂

Wer Lust hat mitzumachen oder wen die Themen der Winterworkshops interessieren, der kommt einfach vorbei oder meldet sich unter Westgarten.dortmund@gmail.com. Am 16.12.17 habt Ihr auch noch mal die Gelegenheit Bauprojekte anzustoßen und die Manufaktur kennenzulernen. Alle Termine findet Ihr auf unserer Terminseite.

Vom Neuling zum Insider: Mein Praktikum bei den Urbanisten

Dienstags ist immer Geschäftsführungssitzung. Klingt sehr offiziell und wichtig, kann man sich aber eher als gemütliche Runde vorstellen, in der die Vorstandsmitglieder um den großen Küchentisch im Büro sitzen, sich austauschen, diskutieren und gegenseitig um Rat fragen. Als letzten Dienstag die Sprache auf mögliche Praktikantentätigkeiten und Blogbeiträge kam, grinst Svenja mich an und sagt „Schreib‘ doch mal einen lustig ernsthaften Praktikumsbericht.“

Also, here we go.

Die Urbanisten e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der das städtische Zusammenleben der Menschen nachhaltig verbessern möchte. Die Mitglieder betätigen sich in den Aktionsfelder Upcycling und Do-It-Yourself, Stadtplanung und -entwicklung, Kunst im öffentlichen Raum und Urban Gardening und Farming. Zu jedem Feld gibt es vielfältige Projekte und Vorhaben.

Das ist erstmal genau das, was auf der Website des Vereins steht und damit auch das, was ich wusste bevor ich mein Praktikum begonnen hatte.

An meinem ersten Tag kam ich ins Büro gekommen und am Küchentisch saßen drei Mitglieder, die mich in die Werkstatt schickten. Nach ein paar Minuten verwirrten Herumlaufens auf dem Union Gewerbehof, fand ich das beschriebene Rolltor dann doch. Sechs Stunden später hatte ich viele Informationen, aber genauso viele offene Fragen im Kopf. Wer macht hier eigentlich was? Wo sind alle, wenn sie nicht an ihren Schreibtischen sitzen? Wie viele Projekte gibt es? Wo fänt die Arbeit der Urbanisten an und wo hört sie auf? Wofür steht HSP? Und warum sind die Fische so wichtig?

Nach siebeneinhalb Wochen habe ich nicht nur auf diese Fragen Antworten, sondern auch das Gefühl tatsächlich den Durchblick und den Sinn der Urbanisten-Arbeit verstanden zu haben. Es geht nicht darum, alle Ecken und Kanten der Stadt glatt bügeln zu wollen, sondern das Potential der Städte zu sehen. Es geht darum die Ecken und Kanten zu erkennen und sich zu fragen „was können wir damit machen?“. Die Urbanisten haben die Fähigkeit in Wänden und Hinterhöfen, in leerstehenden Gebäuden, alten Industrieflächen und ungenutzten Flächen, in der Heterogenität der städtischen Bevölkerung und der Individualität der Menschen nicht das vermeintlich Negative, sondern die versteckten Potentiale und wertvolle Vielfältigkeit zu sehen.

Zu meinen Aufgaben gehörten Texten und Gestalten eines neuen Manufaktur-Flyers, Erstellung von Preislisten für die Offene Werkstatt, Pflege und Aktualisierung der Website, Betreuung der Facebook-Seite, Verfassen von Pressemitteilungen, Begleitung zu Gesprächen und Veranstaltungen rund um die Werkhalle, Mitarbeit an der Konzeptarbeit und Förderantragsarbeit für die Nutzung des ehemaligen HSP-Geländes.

Mein Lieblingsplatz war definitiv die Holzbank in der Büroküche. Freie Schreibtische mit bequemen Stühlen ignorierte ich getrost und genoss es mittendrin am großen Tisch zu sitzen. Wenn Flo oder Andi in der Werkstatt nicht gerade die große Tischkreissäge laufen hatten, arbeitete ich auch gerne dort. Und der Abwechslung halber und auch um nach mehreren Laptop-Stunden mal vom Bildschirm weg zu kommen, ging ich gerne in die Werkhalle gegangen, um die Pflanzen zu gießen oder ins Gewächshaus, um die Fische zu füttern.

Kleiner Exkurs: Die Fische sind so wichtig, weil sie über die Aquaponik-Anlage im Gewächshaus die Pflanzen mit Nährstoffen versorgen.

Jetzt ist mein Praktikum fast vorbei und ich habe nicht nur das Gefühl etwas gelernt zu haben, sondern auch Teil von etwas Sinnvollem gewesen zu sein. Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, hier ist meine Heimat und ich liebe Dortmund und seine Umgebung. Wer hier lebt und den Pott kennt, der weiß, dass unsere Region immer noch mit den Folgen des Strukturwandels zu kämpfen hat und sich die räumliche, gesellschaftliche und soziale Situation verbessern muss. In den letzten Wochen war es daher für mich extrem spannend und schön mitzuerleben, wie engagiert sich die Urbanisten mit den Möglichkeiten der heterogenen Strukturen,  bestehenden Kulturformen und individuellen Vorstellungen der Menschen auseinandersetzen und immer versuchen, die Potentiale bestmöglich auszunutzen.

Der Verein wurde von ein paar Freunden in einer WG-Küche gegründet und die freundschaftliche und gemeinschaftliche Atmosphäre ist in den letzten sieben Jahren nicht verloren gegangen. In der Büroküche finden ständig Gespräche und Diskussionen statt, bei denen es neben Geschirr spülen und Aufräumen vor allem um die vielen Projekte geht. Die Projektleiter holen sich Rat von ihren Kollegen ein, bringen sich mit Ideen und Vorschlägen ein und so werden alle Projekte auch gemeinschaftlich getragen und profitieren von der geballten Kompetenz.

Am Ende waren es spannende und lehrreiche acht Wochen für mich und ich bleibe auf jeden Fall dabei.

LutherLAB läuft!

Im Rahmen des Projekts UrbaneProduktion.ruhr beteiligen wir uns verantwortlich an der Zwischennutzung LUTHERLAB.de der ehemaligen Lutherkirche in Bochum-Langendreer. Das seit 7 Jahren leerstehende Gebäude bietet uns eine tolle Gelegenheit, vor Ort mit den Menschen im Quartier in Kontakt zu kommen und unsere bisherigen Visionen kleinteiliger Urbaner Produktion auszuprobieren.

In einem bunten Programm aus Workshops, Seminaren und Kulturveranstaltungen fördern wir im Themenbereich Produktion neue Erkenntnisse über individuelle Motivationen, räumlich-technische Ausstattungsbedürfnisse und Marktchancen zu Tage. Wir arbeiten zudem daran, das Konzept einer offenen Werkstatt, das wir bereits in unserer Urbanisten-Manufaktur umgesetzt haben, in einem neuen Stadtteil zu etablieren.

Die ersten Wochen waren nach einer intensiven Ausbauphase, in der wir die ehemalige Kirche mit Palettenmöbeln und kleinen Aquaponikanlagen ausgestattet haben, vor allem von Gesprächen mit Anwohnerinnen geprägt. Verständlicherweise häufig, aber im Sinne unseres Projekts fast zu häufig ging es dabei um die Zukunft des Kirchengebäudes, dem nach wie vor Geschichten und Emotionen anhaften, das aber auch die Phantasie anregt, was noch so alles dort passieren könnte.

Für die zweite Hälfte der Zwischennutzung, die noch bis zur Abschlussveranstaltung am 19.10. andauert, ist es unser Ziel, mit den vielen Interessierten und Machenden eine nachhaltige Institution zu bilden, die Urbane Produktion auch im Falle einer Nicht-Fortführung der Nutzung in Langendreer etabiert. Wir haben uns als Urbanisten zudem in den vielen, vielen Überstunden Zeit genommen, unsere eigenen Produkte, etwa die kleinteiligen Aquaponik-Anlagen, noch einmal zu durchdenken und weiterzuentwickeln.

Wir sind noch gute 2 Wochen am Start. Kommt mal vorbei, wir freuen uns!

Urbane Produktion im LutherLAB

Die ehemalige Lutherkirche in Bochum-Langendreer-Alter Bahnhof wird wieder genutzt! Vom 16. September bis zum 19. Oktober 2017 wird das Gebäude als Werkstatt und Seminarraum verwendet. Das Programm könnt ihr unter https://www.lutherlab.de/ entdecken.

Im LutherLAB soll mithilfe einer offenen Werkstatt, eines Seminarbereichs und eines Begegnungsortes das kreative und handwerkliche Potential der Bevölkerung Langendreers in den Fokus gestellt werden. In den fünf Wochen der Zwischennutzung auch im Rahmen des Stadterneuerungsprozesses „Soziale Stadt Werne –  Langendreer-Alter Bahnhof“ finden in Kooperation mit dem Bahnhof Langendreer zahlreiche Workshops, Seminare, Vorträge und Treffen statt, die sich alle mit Fragen und Konzepten der kleinteiligen Urbanen Produktion beschäftigen: Es wird Bier gebraut, Marmelade gekocht, an Lastenrädern geschraubt; es wird gebastelt, geklebt, genäht; es wird Mitmach-Aktionen zu Müllvermeidung, 3D-Druck und Aquaponik geben; und zwischendurch bleibt genug Zeit für einen gemeinsamen Kaffee.

Wir betreuen das Projekt im Rahmen unseres Forschungsprojekts „UrbaneProduktion.ruhr“. Mit dem Institut Arbeit und Technik, der Inwis GmbH und der Stadt Bochum erforschen wir, wie produzierende Gewerbebetriebe in der Zukunft wieder innerhalb der Stadt angesiedelt werden und wie Menschen gemeinsam neue Produktionsnetzwerke bilden können – damit die regionale Wertschöpfung steigt, damit wir in Zukunft kürzere Wege zwischen Wohnung und Arbeitsort haben, damit wir weniger Müll produzieren, damit das Ruhrgebiet auch im produzierenden Sektor konkurrenzfähig bleibt.

„Urbane Produktion“?

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „UrbaneProduktion.ruhr“ beschäftigt sich von Oktober 2016 bis September 2019 mit den Chancen und Grenzen innerstädtischer Produktionsstätten. Zum Schutz der Wohnbevölkerung wurden Gewerbe- und Industriebetriebe in der Vergangenheit üblicherweise außerhalb der Stadt geplant. Diese traditionelle Trennung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit gerät aus verschiedenen Blickwinkeln unter Druck: Aus Gründen der Innovationsfähigkeit von Betrieben, die in Zukunft noch mehr auf vernetzt denkende, gut ausgebildete MitarbeiterInnen angewiesen sind, die wiederum Standorte mit urbanem Kulturangebot bevorzugen; aus Gründen der Ressourcensparsamkeit, nach der die Nutzung fossiler Energieträger möglichst zu vermeiden ist und damit das Leitbild der Stadt der kurzen Wege eine Renaissance erfährt – auch ein sorgsamer Umgang mit Grund und Boden ist hier zu nennen; aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit, nach der auch bisher benachteiligte Bevölkerungsgruppen einen (Arbeits-)Platz inmitten einer zukunftsorientierten Gesellschaft finden können sollten. Urbane Produktion kann ein Handwerksbetrieb oder eine kleine Manufaktur sein, eine Stadtfabrik oder auch Urbane Landwirtschaft. Es geht darum, wieder mehr Produkte in der Stadt herzustellen. Mehr dazu unter www.urbaneproduktion.ruhr